Der Alltag als Elternteil kann gemeinhin ziemlich hart sein. Aber was ist, wenn alle dein Kind auch noch richtig schlecht behandeln? Nicht cool, findet die Twitter-Community und spült mit vielen Retweets den Erfahrungsbericht einer traurigen Mutter in die Timelines. @freehippiegirl will gerne mit dem im Rollstuhl sitzenden Sohn durch die Stadt und erlebt dabei regelmäßig so viel Unfreundlichkeit, dass sie jetzt mal einen Tag exemplarisch notiert hat:
1. Es hätte ein ganz normaler Samstag werden können.
https://twitter.com/freehippiegirl/status/1157669237198139394
2. Aber nein… Mensch zweiter Klasse, oder wie?
Eine ältere Frau drückt meinem Sohn ihren Rucksack ins Gesicht.
Ich sage, bitte passen Sie auf, mein Sohn hat den ins Gesicht bekommen.
Sie sagt, ist eh nur leichtes Zeug drin.
Ich so, das spielt keine Rolle, ich möchte nicht, dass mein Sohn Ihre Tasche ins Gesicht bekommt!
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 3, 2019
3. Ein Gegenstand, der keine Hilfe braucht und einfach so existieren kann?
Ein alter Mann betitelt uns als Arschlöcher, die im Weg stehen, als ich meinte, ich gehe nicht hinten in den Bus, ich werde bei meinem Sohn bleiben, der meine Unterstützung braucht.
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 3, 2019
4. Wo bleibt die Rücksichtnahme?
Eine Mutter in den 20ern schreit mich an, als ich ihr sage, wir müssen erst aussteigen.
Ich so, es geht auch freundlicher.
Sie beschimpft mich.
Ich sage, schönen Tag noch, Sie tun mir echt leid! Nettigkeit rockt.
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 3, 2019
5. Diese Ungeduld.
In der U-bahn springen die Menschen einfach über die Rampe, die noch nicht mal richtig angelegt wurde. Sie treffen beinahe den U-Bahnfahrer und verletzen ihn fast!
Spoiler: Die U-bahn fährt nicht ohne Fahrer.
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 3, 2019
6. Diese mangelnde Umsichtigkeit.
An der U-bahn Station steht eine Frau einfach mitten im Weg und läuft genau dann los und in den Rollstuhl meines Sohnes als er vorbeikommt. Er erschreckt sich fürchterlich.
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 3, 2019
7. Mehr Aufmerksamkeit, bitte.
In der U-bahn steht eine Frau mitten in der Tür, schaut sich seelenruhig den Plan an der Decke an.
Ich rufe 3 Mal laut.
Sie motzt mich an.
Ich sage, wir wollen hier auch rein, stehen Sie doch nicht mitten im Weg.
Hinter mir rief auch noch ein Mann, der genauso genervt war.— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 3, 2019
8. Und wenn doch Aufmerksamkeit, ist das jene, die nicht wirklich besser fühlen lässt. NORMAL sein, wäre das Ziel.
6 Mal wurden wir angesprochen, was meinem armen Kind doch passiert wäre.
Sohn ist genervt und hat keinen Bock mehr auf Menschen.
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 3, 2019
9. Da ist man völlig am Ende mit dem Nerven. Nach nur einem Tag!
Rückfahrt Bus:
Menschen drängeln, Mütter stellen sich mit 5 Kinderwagen in den Bus, obwohl der nächste schon in 2 Minuten kommt. Als wir aussteigen wollen reagiert keiner, der Busfahrer muss "aufräumen".
Es ist nur noch beschämend wie faul und egoistisch Menschen sind!
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 3, 2019
10. Als wenn alle Kleinkinder wären.
Fazit: Wir suchen uns fast nur noch die kürzesten Wege, bei denen wir kaum umsteigen müssen oder Stücke laufen.
Die Fahrer reagieren kaum.
Mitmenschen auch nicht.Ich habe null Bock immer die Böse zu sein, die Erwachsene erziehen muss.
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 3, 2019
11. Nicht über den Tellerrand, äh Sandkasten, hinausschauen können.
Auf meinen Sohn und seine Hupe reagiert fast nie jemand. Die Leute gehen auch nicht zur Seite, wenn er irgendwo fährt.
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 3, 2019
Und diese beschissenen Scooter und Fahrräder zum Mieten werden auch einfach in den Weg gestellt!
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 3, 2019
12. Fehlt da das Wissen?
Eine U-bahn hat übrigens bis zu 18 Türen. Aber alle müssen immer vorne in den ersten Waggon.
Der erste Waggon ist primär für Menschen im Rollstuhl. Mein Sohn muss vorn stehen, weil er auf eine Rampe und den Fahrer angewiesen ist!
Benutzt einfach die anderen 17 Türen!
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 3, 2019
13. Weniger Arroganz.
Hört auf genervt die Augen zu rollen. Geht mal ein Stück beiseite. Und glaubt einer Begleitperson, wenn sie sagt, der Rollstuhl passt so nicht durch!
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 3, 2019
14. Mehr Platz wäre tatsächlich für alle ein Segen.
Die Fahrer der @BVG_Kampagne könnten mal so geschult werden, dass sie einfach auch mal Leute rauswerfen. Die Busse sind so überfüllt. Mein Sohn bekommt im Rollstuhl ständig Taschen und Rucksäcke gegen den Kopf und den vollen Hass ab, weil er mehr Platz braucht um zB auszusteigen!
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 3, 2019
15. Jeder kann überlegen, wie er die Welt für Benachteiligte so gestaltet, dass sie einen normalen Tag erleben können.
Ich bin nach so einem Tag echt fix und fertig, weil ich städnig aufpassen muss und das will ich nicht.
Ich möchte einfach mal mit meinem Sohn etwas unternehmen, ohne beschimpft oder diskriminiert zu werden!
Und hier seid IHR alle in der Pflicht!
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 3, 2019
16. Und nein, sich von Menschen im eigenen Auto fernhalten ist nicht die beste Lösung. Vor allem nicht in der Stadt, aber auch aus anderen Gründen:
Süß, wie mir hier ganz oft geschrieben wird, warum ich kein Auto habe, das wäre doch einfacher.
Leute, ich bin alleinerziehend. Ich weiß nicht mal wie ich das ganze Schulzeug für das neue Schuljahr bezahlen soll. Wie soll ich mir ein Auto leisten können ?— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 4, 2019
Aber wir warten jetzt auf unsere Magnetkarte. Diese kann man in Berlin beantragen und dann einen Fahrdienst für Fahrten buchen 🙂
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 4, 2019
17. Erstmal, RESPEKT an die Mama.
Bewundere Deine Zurückhaltung, ich hätte längst angefangen Leute anzuschreien oder zu schubsen.
— Robert (@ronaan) August 3, 2019
Klar verstehe ich leider wird dann der Konflikt auf der emotionalen statt Sachebene ausgeführt und dann rückt das Ziel in die Ferne
— Bhaskus Maximus (@BhaskusMaximus) August 3, 2019
Ich möchte nicht so werden wie diese Menschen und versuche ruhig zu bleiben.
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 3, 2019
18. Nein, es liegt nicht an schlecht erzogenen Teenagern.
Wow, das ist echt krank. Beobachte aber auch die Verrohung einiger Personen… ich gebe nicht auf, stehe gerne für andere Menschen auf! Bitte gib nicht auf und orientiere dich einfach an denen die Hilfsbereit sind, die gibt es auch noch!
— Timo Strohmenger (@bender2312) August 4, 2019
Das tun wir. Und ich muss sagen, Jugendliche sind oft sehr lieb und hilfsbereit.
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 4, 2019
19. Ist es Berlin? Ja, sagt der Münchner. Andere sind sich da nicht so sicher…
In Berlin lebst du in einer Stadt voller rücksichtsloser Asozialer. Die Berliner waren schon immer so, ob in den 60igern, heute und 2060 werden sie genauso sein. Wenn du rücksichtsvollen Menschen im Alltag begegnen möchtest zieh nach Münster. Berlin ist und bleibt ein Loch.
— Prophet (@GeFreeLE) August 3, 2019
Ich ziehe nicht nochmal um. Berlin ist sonst toll!
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 3, 2019
Schade, dass das in Berlin so zu sein scheint. Ich bin zum Glück nicht gehandicapt und habe es letztes Jahr nicht so wahrgenommen. Woran liegt das? Ist das die berühmt berüchtigte „Berliner Schnauze“-Mentalität?
— Mrs. Sonni Soulpepper (@sunnyheza) August 3, 2019
Nein. Habe sowas auch schon woanders erlebt! Hier sind es einfach mehr Menschen auf einmal!
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 3, 2019
Danke! Ja, Berlin kann roh sein, aber es ist meine Heimat und kein Loch und schon gar nicht "asozial". Ich hab vollstes Mitgefühl und ahne wie so ein Tag ist. War häufig mit Kinderwagen unterwegs… Trotz Rohheit gibt es sie auch, die lieben, empathischen Berliner*innen…
— Larissa_Bothe (@LarissaBothe) August 3, 2019
Leider ist ein solche Erlebnis in anderen Metropolen Deutschlands noch zu toppen. Ich habe als Rollstuhlfahrer im Großraum Dortmund extreme Erlebnisse mit Busfahrern der Dortmunder Stadtwerke gehabt …
— SearchingSquirrel (@SearchSquirrel) August 4, 2019
20. Ein guter Tipp, um bei Laune zu bleiben.
das ist echt scheiße. aber nur so für die eigene stimmung: liste für dich auch mal ereignisse auf, die super gelaufen sind (ich hoffe, dass es die gab).
— 🐼 Pan(da)dora 🐼 ᵃˡˡᵉʳᵍᶤᶜ ᵗᵒ ᵇᵘˡˡˢʰᶤᵗ🤪🐂💩 (@Dora_Xplorer_) August 3, 2019
Ja klar 🤓 hatte heute ein super Gespräch mit einer Mutter, die teils auch schon Stationen mit Kinderwagen läuft, weil der Bus unerträglich ist! Das tat gut ❤️
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 3, 2019
21. Und vielleicht wären diese Fortbildungsmaßnahmen für alle sinnvoll?
In meiner Zeit als Zivildienstleistender hatten wir in München einmal Rollstuhl-Selbsterfahrung… Das war echt krass…aber auch sehr hilfreich…..sollte jeder einmal machen… Wir waren in U/S Bahn unterwegs in München
— Mitterju (@mitterju89) August 3, 2019
22. Danke für das Lehrstück und noch viel Erfolg!
Das mit der vorderen Türe war mir auch nicht bewußt – ist aber ab sofort abgespeichert für die nächste Fahrt mit den ÖV. Die Erfahrungen die Du und Dein Sohn machen stimmen echt traurig. Ich hoffe ich werde selber nie so empathielos. Euch wünsche ich einen schöneren Sonntag!
— Nosourcenofact (@nosourcenofact) August 3, 2019
Danke ❤️ dir auch ein schönes Restwochenende
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 3, 2019
Ich danke dir für deine Ehrlichkeit und weiß nun, wie ich Menschen im Rollstuhl helfen kann, wenn sie in den Öffis Probleme haben. Euch wünsche ich, dass Mitmenschen endlich verständnisvoller für sie nicht betreffende Probleme werden! Und deinem Sohn einen lieben Gruß! <3
— Lilly (@LillyGrayGray) August 3, 2019
Oh danke dir ❤️
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 3, 2019
Ich schließe mich an und hoffe, dass ich nicht so gedankenlos und egoistisch in Vergangenheit war. Ich werde jetzt besser aufpassen. Alles Gute und eine Umarmung für Deinen Sohn
— Heike (@Sonja_Regine) August 4, 2019
Oh danke ❤️
— 💁🏼 (@freehippiegirl) August 4, 2019
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