Seit April schreitet die Impfkampagne hierzulande durchaus zufriedenstellend voran. Dass die Priorisierung für die Schutzimpfung bereits in einigen Bundesländern aufgehoben wurde und ab dem 7. Juni deutschlandweit aufgehoben werden soll, sorgt jedoch für Unmut. Die Arztpraxen sind schon jetzt mit den Anfragen überlastet und es wird befürchtet, dass Impftermine ab Juni nach dem Prinzip „Wer als erster kommt, mahlt zuerst“ vergeben werden. Noch nicht berücksichtigte Risikogruppen und Personen mit fehlenden Beziehungen oder sprachlichen wie technischen Defiziten könnten hierbei den Kürzeren ziehen.
Dass dies bereits der Fall ist, schildert ARD-Moderatorin Anja Reschke anhand eines Beispiels aus ihrem privaten Umfeld.
Reschkes Bekannte macht nicht nur der Lockdown zu schaffen, auch die Buchung eines Impftermins gestaltet sich schwierig.
Seit über einem Jahr ist sie zu Hause, geht nur mit ihrem Hund raus, hält sich brav an alle Maßnahmen. Aber sie, die sich nie beklagt, die immer die sieht, denen es schlechter geht, war heute ganz traurig: “Diese Einsamkeit Anja, das ist schwer zu ertragen”(2/6)
— Anja Reschke (@AnjaReschke1) May 24, 2021
Vor 3 Wochen sei ihr Impfbescheid gekommen, aber bei der angegebenen Telefonnummer käme sie nie durch. Sie wisse, dass man online auch buchen könne, aber: “Anja, ich hab ein Smartphone, damit kann ich wohl ins Internet, aber ich weiß nicht wie das geht”(3/6)
— Anja Reschke (@AnjaReschke1) May 24, 2021
Die mangelnde Digitalisierung wird völlig zurecht kritisiert. Gleichzeitig wird oft übersehen, dass der Besitz von und Umgang mit Technik aufgrund von Alter oder Einkommen keine Selbstverständlichkeit ist.
Sorry, was bitte sind wir für ein Land, wenn ältere oder technisch nicht so versierte oder sprachlich nicht so fitte Menschen immer noch keine Chance auf eine Impfung haben, einfach weil so große technische Hürden bestehen? (4/6)
— Anja Reschke (@AnjaReschke1) May 24, 2021
Diese Frau hat ihr Leben lang gearbeitet, ein Kind groß gezogen, Steuern gezahlt und wird sie so allein gelassen. Und sorry, das Problem mit der schweren Zugänglichkeit zu Impfterminen ist ja nicht erst gestern aufgetreten. Das regt mich wirklich auf (5/6)
— Anja Reschke (@AnjaReschke1) May 24, 2021
Und ja, natürlich habe ich Hilfe angeboten. Aber es kann ja nicht sein, dass man erst jemand zufällig auf der Straße treffen muss, damit man eine Chance auf Impfung kriegt. (6/6)
— Anja Reschke (@AnjaReschke1) May 24, 2021
Manche Kommentatoren sehen durchaus die Politik in der Pflicht, gewissen Bevölkerungsgruppen mehr Unterstützung zukommen zu lassen, anstatt ausschließlich auf die Eigenverantwortung der Bürger zu setzen.
Ich habe tatsächlich meine Mum & etwa 10 Nachbarn (alle 70, teilweise 80+) zum Impftermin angemeldet, weil die alle nicht mit der Technik klarkamen.
So heftig einfach.— Kidayna (@kidayna) May 24, 2021
In Köln kennen wir viele Fälle Ü70, die bis dato keinen Termin zur Erstimpfung bekommen weder in Impfzentrum noch bei Hausarzt. Während sich 20Jährige Singles mit gefälschten Attesten mRNA bei Kinderärzten in Rodenkirchen spritzen lassen für Ibiza-Urlaub. @jensspahn @ArminLaschet
— Anne Breuning (@BreuningAnne) May 24, 2021
Ein sehr gutes Beispiel dafür, dass es ein Fehler ist, die Priorisierung jetzt schon aufzugeben.
Es gibt noch viel zu viele Menschen 60+, die ungeimpft sind, und die sich im unpriorisierten Impfdschungel nicht gut behaupten können.— Martin 🚙-🇮🇱🇮🇸🇩🇰🇨🇦 (@Martin_20205) May 24, 2021
Derweil in einem anderen Land…https://t.co/7aJrmRph6S
— Lukas Heuser (@outscore) May 24, 2021
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Vielen Dank an alle für die Posts.
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