Wie heute verkündet wurde, ruft die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) zum Streik bei der Deutschen Bahn auf. Bereits ab heute Abend wird der Güterverkehr, Mittwoch ab 2 Uhr morgens dann der Personenverkehr bestreikt – jeweils bis Freitagmorgen 2 Uhr. Wie schon in der Vergangenheit wird dies sicherlich für reichlich Unmut sorgen. Doch ein Lokführer, der an dem Bahnstreik teilnimmt, schilderte auf Twitter seine Motivation. Dabei zeigt sich, dass es nicht allein um höhere Löhne geht, sondern auch Anerkennung, Arbeitsbedingungen und die Pandemie ihren Teil dazu beitragen.
Vergangenes Jahr zollte man systemrelevanten Berufen mit Balkon-Applaus Tribut, doch sollte sich solche Anerkennung nicht auch anderweitig widerspiegeln, zum Beispiel im Lohn?
https://twitter.com/CptKrustenkaese/status/1425043881226346507
"Du kannst froh sein das du einen Job hast UND nie Kurzarbeit!"
Und warum? Kurzarbeit war vom Verkehrsministerium nie gewollt, damit die Leute zur Arbeit kommen. Es gab zum Corona Peak Dez20 die Überlegung den Verkehr einzustellen. Alle hier auf Twitter sind steil gegangen,
— Cpt. CheesyCrust (@CptKrustenkaese) August 10, 2021
"das kann man doch nicht machen, wie sollen die Leute auf die Arbeit kommen". Also wurde weiter gefahren. Es scheint wohl also ein Systemrelevanter Beruf zu sein, den ich da ausübe. Der Art Beruf, für den zu Beginn der
— Cpt. CheesyCrust (@CptKrustenkaese) August 10, 2021
Pandemie ja soviel Respekt gezollt wurde, in Form von Balkonklatscher. Jetzt dann aber für zumindest einen Inflationsausgleich zu streiken? Nein, das ist wieder Geiselhaft, Assozial und ich bin ein Hurensohn – wenn man euch hier so glauben darf.
— Cpt. CheesyCrust (@CptKrustenkaese) August 10, 2021
Generell müsste es das Ziel sein, dass Berufe wie der des Lokführers auch für zukünftige Generationen attraktiv bleiben.
"Und wie soll ich jetzt auf die Arbeit kommen?!"
Der Altersdurschnitt auf meiner Dienststelle ist 58(!). Ich bin mit meinen 36 der jüngste. Wenn der Beruf weiterhin so attraktiv bleibt, kannst du dir mal die Frage stellen wer dich in 10 Jahren auf die Arbeit fährt.
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Und wenn du jetzt meinst "bis dahin fährt alles Automatisch". Nein. Wir fahren Teils mit Streckentechnik aus dem Krieg. Wir haben Langsamfahrstellen wo wir nur 50 statt 120 fahren dürfen, seit Monaten, weil kein Geld da ist das zu reparieren. Verreib dir das.
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Die Arbeit ist mitunter äußerst anstrengend; Löhne und Arbeitsbedingungen verbesserungswürdig, während der Konzern reichlich Umsatz macht.
"Ihr verdient eh schon viel zu viel!"
Ein großteil des Nettolohns sind Steuerfreiezuschläge. Krank? Urlaub? Dann fällt das alles weg. Werde ich morgen Arbeitslos oder Langzeitkrank gehe ich dreistellig Nachhause.
Jetzt könnt ihr euch auch mal noch die Frage
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stellen. Wie oft im Jahr stehe ich um 2Uhr morgens auf? Genau, einmal im Jahr wenn der Ferienflieger nach Malle geht. Nicht nur das wir JEDEN TAG eine andere Uhrzeit haben zu der wir anfangen und aufhören ( 8-16 Uhr, lol ). Es wird auch bunt gewürfelt.
Montags hat man eine
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4Uhr Frühschicht. Dienstags eine 16 bis 1 Uhr Spät schicht. Dann darf man gucken wie man seinen Biorhytmus wieder auf Früh geprügelt bekommt, denn am Donnertsag geht es um 4Uhr weiter.
Mimimimi? Nein, ich möchte nur mal aufzeigen das solche Arbeitsbedinungen halt auch Entlohnt
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werden müssen.
"Die Bahn ist tief im Minus!!!"
So tief im Minus das die Vorstände sich dieses Jahr 210Mio € genehmigt haben. Ja, da stecke ich mir meine 1,5% mehr Lohn mal lieber an den Hut. Im übrigen wurde das was die GDL fordert letzte Woche bei einem Privaten Eisenbahn
— Cpt. CheesyCrust (@CptKrustenkaese) August 10, 2021
Unternehmen genau so abgeschlossen. Ohne Streik. Und ohne Staatlichen Goldesel in der Hinterhand. Im gegenteil, dort hängen Finanzinvestoren mit drin.
"Heul nicht rum, du hast dir das doch ausgesucht!"
Ich mach den Job gerne, die Arbeitsbedinungen sind aber verbesserungswürdig.
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Eigentlich sind Gewerkschaften ein wichtiger Bestandteil der Arbeitnehmerrechte, in den vergangenen Jahrzehnten jedoch etwas aus der Mode gekommen.
Im übrigen habe ich den Job vor rund 10 Jahren angenommen WEIL ich mir bewusst war, das es hier einen Gewerkschafft gibt die eben auch mal die AN Interresen durchsetzt. Und ich nicht wieder in einem Beruf hänge wo man auf das Gutdüng des Vorgesetzten angewiesen ist. Und warum
— Cpt. CheesyCrust (@CptKrustenkaese) August 10, 2021
nicht etwas daran ändern wenn man die Möglichkeit hat? Nur weil andere Berufsgruppen es nicht geschissen bekommen sich Gewerkschaftlich zu organisieren und vor ihrem AG kuschen? Oder sich gar einreden lassen das eine Gewerkschaft ja eher schlecht für sie sei? Wow….
— Cpt. CheesyCrust (@CptKrustenkaese) August 10, 2021
Bei Kurzarbeit wären wir übrigens mit 90% des Lohns daheim geblieben. Auch so ein Ding, was von den beiden Gewerkschaften durchgedrückt wurde. Da war nix mit "freiwilliger Aufstockung weil der Chef so spendabel ist".
— Cpt. CheesyCrust (@CptKrustenkaese) August 10, 2021
Man sollte sich weniger über die Streikenden ärgern, wie der Lokführer abschließend betont.
Ein Streik der niemanden Betrifft, führt halt zu nix. Statt das ihr Reisende, Andy Scheuer den Arsch aufreist uns faire Löhne zu bezahlen das auch morgen hier noch jemand Arbeiten will, lassst ihr euch weils mal unbeqeuem wird für ein paar Tage vor dessen Karren spannen. 👍
— Cpt. CheesyCrust (@CptKrustenkaese) August 10, 2021
Im übrigen, wer Lokführer werden will, hebt die Hand. Sofern er den Einstellungstest besteht, kann er morgen mit der Ausbildung anfangen. SO beliebt ist der Beruf.
Wie in der Pflege karrt man schon Leute aus der EU hier her um ihn auszuführen weil kein "Deutscher" ihn will.
— Cpt. CheesyCrust (@CptKrustenkaese) August 10, 2021
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Vielen Dank für den Thread.
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