Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir, heißt es so schön. Neben dem faktischen Wissen geht es nicht zu letzt darum, den Schülern gewisse Fähigkeiten und Gepflogenheiten beizubringen, mit denen sie im späteren Arbeitsleben bestehen können. Pünktlichkeit gehört dazu! Zumindest sieht das diese Lehrerin so, die unter dem Pseudonym Halbblutlehrerin von ihrem Berufsalltag twittert. In einem ausführlichen Thread schildert sie nun, warum sie ihre Schüler bei Verspätung derart streng diszipliniert.
Sie ahndet Verspätungen gerade mit Blick auf die Zeit nach der Schule.
Let´s talk about…Pünktlichkeit
Nachdem mich schon wieder x Nachrichten erreichen, was ich für ein/e schlechte Lehrerin und/oder Mensch sei, weil meine Schüler fürs Zuspätkommen (pro Minute für 10 Minuten nacharbeiten) in die Nacharbeit müssen, erzähl ich euch a bisserl was
— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) October 6, 2020
über die Chancen meiner SuS auf dem Arbeitsmarkt.
Viele meiner SuS haben nicht die üblichen Qualitäten, die man auf dem Arbeitsmarkt braucht. Sie bringen keine guten Zeugnisse mit, kein sonderlich eloquentes Auftreten oder Fachwissen.
Also müssen sie an anderer Stelle punkten.— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) October 6, 2020
Sie sieht ihre Aufgabe als Lehrerin nicht allein darin, dass die Schüler gute Noten bekommen, sondern auch darin, sie auf das spätere Berufsleben vorzubereiten.
Jede Lehrstelle macht im Zweifel kurzen Prozess, wenn der Lehrling ständig verpennt usw.
Also üben wir das in der Schule, denn hier sind die Konsequenzen wesentlich kleiner.
Ich klaue den SuS nur Zeit, der Verlust der Lehrstelle im Zweifel eine Zukunftsperspektive.— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) October 6, 2020
Sämtliche positiven Eigenschaften, die wir ihnen eintrichtern können, trichtern wir also auch ein – damit sie eine Chance haben. Niemand von uns findet es geil, seinen Freitag Nachmittag in der Schule zu verbringen.
Aber mei, sie müssen es lernen.— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) October 6, 2020
Da der Arbeitgeber oft keine Gnade kennt, möchte sie ihre Schüler entsprechend darauf vorbereiten.
Ach ja, schönen Gruß an die "Aber nur fünf Minuten bla" Schreier. Unpünktlich ist unpünktlich. Fertig. Das ist kein Gefühlsding, sondern einfach messbar an dem runden Ding mit den zwei Zeigern. Und so funktionieren Stechuhren nun mal.
Kommst du zu spät, musst du länger bleiben.— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) October 6, 2020
Kommst du zu oft zu spät, brauchst auch gar nimmer kommen.
Hört auf, eine unhöfliche Verhaltensweise zu rechtfertigen.Und ja, natürlich kann es Gründe geben, zu spät zu kommen. Bus war zu spät, Fahrradunfall unterwegs usw.
Natürlich müssen diese SuS nicht nacharbeiten.— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) October 6, 2020
Aber realistisch passiert das eben sehr selten. Normalerweise wird schlichtweg verschlafen oder getrödelt. Und das müssen wir ihnen abgewöhnen.
Sie müssen lernen, Prioritäten zu setzen und Schule ist Prio 1.— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) October 6, 2020
Und wie sie selbst schreibt, würde auch die Halbblutlehrerin eine kleine „Strafe“ erwarten, würde sie zu spät kommen.
Also, liebe DM-Schreiber, ich muss euch enttäuschen – es ist nicht meine masochistische Ader, die mich dazu zwingt, meine SuS zu quälen.
Naja, zumindest nicht nur.
Küsschen.— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) October 6, 2020
Ah ja, Disclaimer.
Käme ich zu spät, müsste ich einen Kuchen mitbringen.
Ich war allerdings in den letzten zehn Jahren nicht zu spät.— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) October 6, 2020
Viele stimmten darin überein, dass Pünktlichkeit wichtig ist.
Als jemand, der jahrelang Übergang Schule-Beruf arbeitet, kann ich das nur unterstützen!
Wenn schon die Papierform nicht so gut ist, sollten es wenigstens die sog. Sekundärtugenden sein.— Andreas@home (@Andreas_4t_home) October 6, 2020
In der 11ten haben zuspätkommende Schüler eine Klassenfahrt verhindert.
Lehrerin: für jedes zuspätkommen wird das Maßband kürzer.
Ich tippte auf ca. 1 Woche. Die Jungs haben 4 Tage gebraucht & fanden es lustig.
Pünktlichkeit ist wertvoll! Und das in der Schule lernen so wichtig.— Sweety 🏳️🌈 (@justSweety3) October 6, 2020
Wir hatten LehrerInnen, die haben mit dem Gong das Klassenzimmer von innen abgeschlossen. Wer auch nur 1 Minute zu spät war, stand für min. 10 oder 15 Min. vor dem Klassenzimmer und hat den Anfang der Stunde verpasst, konnte die HA nicht vorweisen, => entsprechende Note.
— Bildung ist gefährlich (@Baeumleschule) October 6, 2020
Selbst bei Erwachsenen ist es nicht immer leicht sie dazu zu bringen pünktlich zu sein.. bei mir ist dadurch sogar schon eine Freundschaft zerbrochen, weil die andere Partei partout nicht einsehen wollte, dass es verdammt unhöflich ist ständig zu spät zu kommen.
— Ari (🏡) (@ari_b_g) October 6, 2020
Andere waren hingegen der Meinung, dass man es hier in Deutschland ruhig etwas lockerer mit der Pünktlichkeit nehmen könnte.
Gehöre damit hier zwar definitiv zur Minderheit, aber: ich kann diesen ganzen minutiösen Pünktlichkeitswahn generell nicht nachvollziehen. Ich sehe, dass deine Herangehensweise die Schüler auf das Arbeitsleben in Mitteleuropa vorbereitet, keine Frage!
— Das Egokeks (@das_egokeks) October 6, 2020
Pünktlich sein wenn es drauf an kommt, sonst habe ich auch kein Problem damit, wenn die grobe Richtung der Zeit stimmt. Ich bin in der Schule auch im Schnitt 5-15 min zu spät gekommen, aber es hat mir nichts abgebrochen, schließlich ist jeder selbst für sich verantwortlich.
— V4n1X ⚙️ (@V4n1X) October 7, 2020
Dass dieses Pünktlichkeitsverlangen aber bei uns überhaupt so eingebrannt ist, da kann ich nur den Kopf schütteln. Industrie, Leben und Freundschaft funktionieren anderswo auch ohne diesen Minutenzwang – und das wesentlich entspannter.
— Das Egokeks (@das_egokeks) October 6, 2020
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Vielen Dank an alle für die Posts.
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