Ein Mann betritt einen Supermarkt und findet eine alte Dame, die Hilfe braucht. Infolge dem, was er erlebt, während er ihr hilft, kommen bei ihm eine Menge Fragen auf: Was passiert eigentlich mit uns, wenn wir alt werden? Was ist, wenn wir unseren Alltag nicht mehr alleine bewältigen können, aber kein anderer mehr da ist? Und was gibt es für Lösungen für die Probleme, die auf einmal JEDER hat?
1. Eine alte Frau macht das, was sie immer alleine getan hat: Für sich einkaufen.
2. Nur, dass sie schwach und alt ist und nicht mehr so funktioniert, wie in jüngeren Jahren.
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Sie, offensichtlich verzweifelt: "Die lassen mich hier nicht aufs Klo gehen! Aber ich muss doch so dringend! Das sind die Medikamente!"
Ich schau sie an.
Sie schämt sich sehr und weint, hält es gleichzeitig fast nicht mehr aus. Ich realisiere, wie groß ihre Not sein muss.— Outatimer (@mstr0815) June 7, 2019
3. Ihr geht es wirklich schlecht.
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Aufgewachsen in einer anderen Zeit und anders sozialisiert, muss es für sie besonders peinlich sein, sich -als Frau- an einen Fremden, noch dazu einen Mann, zu wenden.
Aber die Not ist zu groß.
Sie krümmt sich, kann den Urin fast nicht mehr halten. Mitten im Supermarkt.— Outatimer (@mstr0815) June 7, 2019
4. Gut, es gibt zum Glück immer hilfsbereite Fremde, aber…
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"Warten Sie kurz, ich kümmere mich!", rede ich ihr gut zu.
Entschlossen gehe ich zur Kasse, guetsche mich vor, die Proteste der Schlange ignorierend. "Ein Notfall!", ist alles, was ich sage, während ich mich vorbeidränge.
— Outatimer (@mstr0815) June 7, 2019
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An der Kasse halte ich eine Packung Klopapier (welch ein Symbol in dieser Situation!) eines fremden Kunden fest, der mich mit offenen Mund anstarrt.
Ich habe die Aufmerksamkeit der Kassiererin völlig für mich.
Aber ich -und die alte, verzweifelte Dame- haben keine Zeit.
— Outatimer (@mstr0815) June 7, 2019
5. … das interessiert die regelreiche Gesellschaft kaum.
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Ich schildere der Kassiererin kurz die Situation: Alte Frau, Bedürfnis, Medikamente.
Sie schnippisch -und ich traue meinen Ohren kaum-: "Leider können wir wegen der Hygienevorschriften den Kunden nicht gestatten, bei uns aufs Klo zu gehen."
— Outatimer (@mstr0815) June 7, 2019
6. Da helfen Menschenrechte nämlich nicht.
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Ich starre sie ungläubig an: "Sie wissen aber schon, dass sie unter Umständen Körperverletzung begehen, wenn sie jemand den Klogang verweigern?", spiele ich meinen einzigen Trumpf laut aus.
Ihr Selbstvertrauen bröckelt, aber hält noch Stand.
— Outatimer (@mstr0815) June 7, 2019
7. Nur die Ruhe bewahren.
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Die aufgebrachte Schlange hinter mir ist plötzlich sehr ruhig.
Ich erkenne, dass ich bei der Kassiererin nicht weiterkomme. 'Lösungsorientiertes Denken, das hast du gelernt!', ermahne ich mich.
"Wo ist der Marktleiter?", frage ich sie, äußerlich ruhig.
Innerlich koche ich.— Outatimer (@mstr0815) June 7, 2019
8. Aber vor den Regeln ist auch der Marktleiter „nur“ eine Kassiererin.
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Sie deutet etwas unsicher vor die Tür. Ein Mann in mittleren Jahren drappiert Sonderangebote. Der Marktleiter!
Ich gehe zu ihm, schildere das Problem.
Auch er: "Aus hygienevorschriftlichen Gründen können wir leider nicht.."
In mir steigt kalte Wut auf.
— Outatimer (@mstr0815) June 7, 2019
9. Schon irgendwie unmenschlich.
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Der Marktleiter sieht meinen Blick und weicht zurück.
Ich dagegen gehe einen Schritt auf ihn zu.Mein Zorn auf die Vorschriften und das Wegschauen vor der Not ist weissglühend, heilig und gerecht.
Ich kann mir nicht mehr anders helfen, als ihn anzufahren.
— Outatimer (@mstr0815) June 7, 2019
10. Der eigentliche Trumpf sind aber auch überraschenderweise nicht die Rechte, sondern Mitgefühl zu provozieren.
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Es ist mir egal, wie die Vorschriften lauten.
Ich schleudere ihm entgegen: "Soll sie ihnen denn in die Tütensuppen pissen?? Was, wenn das ihre Mutter wäre?"Ich habe keine anderen Argumente.
Er zuckt.
Ich sehe, wie er nachdenkt.
Wir stehen uns Kopf an Kopf gegenüber.— Outatimer (@mstr0815) June 7, 2019
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In diesen paar Augenblicken wortlosen Schweigens, während wir uns anstarren, geht mir viel durch den Kopf.
Ihm wohl auch.Schließlich gibt er sich einen Ruck und geht in seinen Supermarkt.
Sucht die alte Frau, lässt sie aufs Klo.
Ich atme schwer.
— Outatimer (@mstr0815) June 7, 2019
11. Jetzt hat sich einer für die alte Frau eingesetzt, aber was war mit dem Rest?
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Irgendwann gehe ich auch rein, gehe mit meinem Wagen zur Kasse. Zu einer anderen Kassiererin als zuvor.
Die andere Kassiererin hat alles mitbekommen.
Sie flüstert mir zu: "Danke! Ich hab mir nicht getraut, etwas zu sagen.. Ich bin noch neu hier, wollte keinen Ärger."— Outatimer (@mstr0815) June 7, 2019
12. Was ist, wenn Generation beziehungslos alt ist und nie jemanden hat, der sich um sie kümmert. Was ist mit der immer älter werdenden Bevölkerung ohne Pflegefachkräfte und Familien, die nah beiwohnen und unterstützen könnten?
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Ich verstehe sie. Irgendwie.
Was ich nicht verstehe: Warum haben so viele Leute weg gesehen?
Warum hat niemand sonst die Not einer alten, kranken Frau ernstgenommen?Aber auch: was wird einmal aus mir, wenn ich alt und hilflos bin und niemand habe (wovon ich ausgehe)?
— Outatimer (@mstr0815) June 7, 2019
13. Mehr Zivilcourage, mehr Anteilnahme.
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Ich sag es ganz deutlich: Ich will keinen Zuspruch oder Zustimmung!!
Es musste raus, weil es mich sehr beschäftigt.
Daher Danke euch fürs mitlesen!Wenn ihr was tun wollt, kuckt auf die Alten und Hilflosen.
Schaut nicht weg.Auch dafür Danke!
— Outatimer (@mstr0815) June 7, 2019
14. Mehr Unterstützung.
Ähnliche Situation vor Jahren beim Peek&Cloppenburg in Kaiserslautern. Ein Kind von etwa 5 Jahren. Die Kassiererin ließ ihn nicht auf die Toilette. Jeder, der an der Kasse stand, empörte sich, ließ die Einkäufe zurück und gab die Kundenkarten zurück.
— Le Tatz (@le_tatz) June 8, 2019
15. Mehr Infrastruktur.
Schlimm bei unserem Supermarkt ist seit einiger Zeit in relativer Nähe ein Altersheim. Die haben dann als Service extra ein Kunden WC eingerichtet. Ist kein besonderes großer Markt sondern ein ganz normaler (oder wenn ich Deinen Tweet lese wohl doch nicht) @REWE_Supermarkt
— Christian Brand (@brandchristian) June 7, 2019
16. Nicht aufgeben.
Danke fürs hinsehen UND FÜRS HELFEN! In so einer Situation dran zu bleiben – aller Achtung!
— Samyundich (@Doggybluez) June 7, 2019
Ich bewundere, dass du deinen Zorn soweit kontrollieren konntest. Auch, dass du den Namen/Ort des Marktes nicht veröffentlichst… ich hätte diese Selbstdisziplin wohl nicht gehabt.
Danke, dass du geholfen hast.
— Parmula (@Parmula1) June 7, 2019
Danke, dass Du nicht weggeschaut hast. ❤️
— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) June 7, 2019
17. Mehr Liebe für alle. 😉
❤
— ⭐Melanie Gywer (@GywerMelanie) June 8, 2019