Drosten vs. BILD: Virologe sorgt mit Veröffentlichung von E-Mail für heftige Diskussionen

dion

vor 4 Jahren

Gestern sorgte Prof. Dr. Drosten mit einem Tweet, in dem er die Bitte um Stellungnahme eines BILD-Jorunalisten öffentlich machte, für ein mittelschweres Twitter-Beben. Inzwischen hat sich sich der Post zu einer weitreichenden Diskussion um Ethik und Verantwortung im Boulevard-Journalismus ausgeweitet. Wir fassen zusammen.

Hier der (Power)Tweet von Drosten – am Dienstagmorgen bereits mit über 52.000 Likes sicher einer der viralsten des Jahres in Deutschland.

Interessant: die #Bild plant eine tendenziöse Berichterstattung über unsere Vorpublikation zu Viruslasten und bemüht dabei Zitatfetzen von Wissenschaftlern ohne Zusammenhang. Ich soll innerhalb von einer Stunde Stellung nehmen. Ich habe Besseres zu tun. pic.twitter.com/fghG1rdnnq

— Christian Drosten (@c_drosten) May 25, 2020

„Der Professor hat Besseres zu tun“ wurde danach natürlich direkt zu einer Art geflügeltem Wort. Und viele Menschen hatten sofort mal Ideen, was sie ihrerseits Besseres zu tun hätten, als mit der BILD zu sprechen.

Herr #Drosten hat besseres zu tun als sich der Erpressung der #Bild zu stellen?
Die gesamte Bevölkerung hat eigentlich immer was besseres zu tun als #Bild zu lesen.

— Mäxchenspapa (@Maxchenspapa) May 25, 2020

Christian #Drosten eine der wenigen Personen, der ich glaube, wenn sie sagt, sie habe etwas Besseres zu tun.

— Der Gazetteur (@dergazetteur) May 25, 2020

Natürlich kann man in einer Stunde eine Anfrage der Bild beantworten oder man macht was Sinnvolles:

• die Wand anstarren
• Reiskörner nach Größe sortieren
• den Passierschein A38 holen
#Drosten

— Der Gasser (@magdasWasser) May 25, 2020

Sobald die BILD anfragt hätte ich auch besseres zu tun.
Zigaretten auf Vorrat drehen (obwohl ich nicht rauche), ein Pandabärchen im Garten suchen und schauen ob ich es retten kann, … egal was

— Sebastian Zayer (@swessel82) May 25, 2020

Zehennägel schneiden. Haare waschen. Ach, was soll's… an eine weiße Tapete starren!

— F11 (@F1120566156) May 25, 2020

Anyway. Der Professor reagierte nicht, die BILD titelte im Folgenden dann so:

Kampagnen sind kein Journalismus. #Drosten #BILD pic.twitter.com/6PlS8XA5IE

— Johannes Hillje (@JHillje) May 25, 2020

Klar, BILD-Hate gehört mit zum Standard-Repertoire der meisten Twitter-User. Diese Nummer sorgt dann aber bereits gestern Abend noch für verhältnismäßig heftige Reaktionen.

Ihr bei der BILD: Schreibt Dieter Bohlen rauf und wieder runter. Die Thomallas. Alle Tittendingsens dieser Welt. Wenns Euch Spaß macht, wenn die Leute das lesen wollen – bitte. Aber hier geht's um was. Um eine Pandemie. Um Menschenleben. Euch ist echt nichts heilig. #Drosten

— Nicole Diekmann (@nicolediekmann) May 25, 2020

Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht.
Allerdings nur bis 16 Uhr.
Sonst schreiben wir halt irgendwas.#Drosten #Bild

— Micky Beisenherz 🍌 (@MickyBeisenherz) May 25, 2020

Die halbe #Bild-Belegschaft verteidigt hier gerade aufgeregt den #Drosten-Artikel.

Sie alle haben Angst, dass die Zeit, in der man Menschen mit Witwenschütteln, Drohungen und Kampagnen unter Druck gesetzt hat, vorüber sein könnte.

Eine ganze Zeitung wurde ins Mark getroffen.

— Stephan Anpalagan (@stephanpalagan) May 25, 2020

Die @BILD wirft #Drosten "fragwürdige Methoden" und die Verletzung von Persönlichkeitsrechten vor…

Merkt ihr selbst, ne?

— Krsto Lazarević (@Krstorevic) May 25, 2020

Auf Facebook positionierte sich derweil der ehemalige BILD-Redakteur Georg Streiter gegen die angewandten Methoden des Boulevardblattes, insbesondere des verantwortlichen Journalisten, mit einem längeren Statement.

BILD-Chefredakteur Julian Reichelt verteidigt das Vorgehen seines Mitarbeiters und kritisiert Drosten.

Nach @BILD Informationen geht man im Forscher-Team rund um Professor Drosten davon aus, dass die Studie grob falsch ist. Intern wurde das bereits sehr kritisch thematisiert, allerdings NICHT transparent veröffentlicht. Wie angefasst Prof. Drosten hier reagiert, sagt viel. Auch… https://t.co/3Js9cpsy3h

— Julian Reichelt (@jreichelt) May 25, 2020

…über seine Art, mit freien Medien umzugehen. Er hätte selbstverständlich – wie überall üblich – um Fristverlängerung bitten können. Aber er zieht es vor, unseren Kollegen massivsten und übelsten Drohanrufen auszusetzen. Unsere Geschichte geht gleich Online. Dann kann sich…

— Julian Reichelt (@jreichelt) May 25, 2020

…jeder selbst ein Bild von den in jeder Hinsicht fragwürdigen Methoden von @c_drosten machen.

— Julian Reichelt (@jreichelt) May 25, 2020

Auch sonst war Reichelt in den letzten Stunden ziemlich aktiv. Ein Indikator für etwas?

Kleine Grundregel im deutschen Journalismus: An der Heftigkeit der Reaktion von Julian, erkennt man, wie berechtigt ein Vorwurf an die Bild ist.

Julian hat in den letzten 2 Stunden 25 Reaktionen gegen #Drosten rausgehauen.

Das ist ein ungewöhnlich hoher Julian-Reaktions-Wert.

— Robert Pietsch (@ropietsch) May 25, 2020

Interessant: Die im Artikel als Kritiker Drostens zitierten Wissenschaftler distanzieren sich inzwischen von der Berichterstattung.

https://twitter.com/christoph_rothe/status/1264930677306413058

Noch einmal zu #Drosten. Die von der #Bild zitierten Experten Stoye, Liebl, Rothe haben sich alle von der Berichterstattung der #Bild (wie zu erwarten) distanziert. Während bei BILD wahrscheinlich die Korken knallen, wird @c_drosten systematisch diskreditiert.

— Tiemo Wölken 🇪🇺 (@woelken) May 25, 2020

Lieber c_drosten Da Methodik der Studie einwandfrei ist (und sich mit der anderer Studien dazu deckt) würde ich mir keine Sorgen machen. Die Studie bestätigt doch genau das, was in Wuhan epidemiologisch gezeigt wurde. Kritik muss erlaubt sein, aber Kollegenneid gibt es auch… https://t.co/oOeJWtktp2

— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) May 25, 2020

Erwähnt sein muss allerdings, dass es durchaus auch zahlreiche Stimmen gibt, die sowohl gegen die pauschale Anti-BILD-Stimmung, als auch gegen das Verhalten von Prof. Dr. Drosten Stellung beziehen.

https://twitter.com/hwieduwilt/status/1264935069296271362

#Drosten ist wie ein Heiliger. Wer es wagt, ihn oder seine Studien zu kritisieren muss sich wie ein Gotteslästerer im Mittelalter vor einem wütenden Mob retten. Wenn es dann auch noch gegen die BILD geht, macht das Hetzen gleich doppelt Spaß

— Judith Sevinc Basad (@JSevincBasad) May 25, 2020

Ein paar Worte zu @c_drosten. Ich mag den Podcats mit ihm wirklich gern – aber sein Umgang mit Medien ist kritikwürdig. Ich verstehe den Impuls, sich als Experte und Forscher nicht mit dem Medien-Kleinklein auseinandersetzen zu müssen. Aber er steht nunmal in der Öffentlichkeit.

— Stephan Dörner (@Doener) May 25, 2020

Abschließend sollten aber auch diese zwei wichtigen Forderungen nicht unerwähnt bleiben…

https://twitter.com/Waffelsine/status/1265018563041071104

https://twitter.com/larszimmerm/status/1264993847349841923

… und das hier wünschen wir den armen überarbeiteten Virologen nach den letzten harten Monaten vielleicht alle mal:

Der Herr Profe$$or Drosten braucht mal 1 Auszeit. FIFA & Shiha, danach 20er Chicken McNuggets auf Coupon, 2 Vodka-O & Döner nachts auf Heißhunger, morgens mal liegenbleiben

— Kurt „TOP 50“ Prödel (@KurtProedel) March 26, 2020

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Danke an alle für die Postings! ❤️️