Am Wochenende startete die Initiative #unhatewomen der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes. In dem 75 Sekunden Video wird auf die Glorifizierung von frauenverachtender Sprache deutscher Rapper in ihren Songs aufmerksam gemacht – und in weiterer Folge auf die Normaliserung der Sprache im Alltag. Fler fühlte sich dadurch angegriffen und setzte ein Kopfgeld gegen eine junge Frau aus, die die Kampagne auf ihrem Instagram Account teilte. Später bedroht er Comedian Shahak Shapira per Privatnachricht, da er die Story der jungen Frau auf Twitter publik machte. Dann ging alles ziemlich schnell. 16Bars schießt gegen Shapira. Shitstorm. Fler pöbelt währenddessen munter weiter. RTL spricht Fler auf den Streit an. Fler schlägt RTL Kameramann. Es ist alles sehr verzwickt und verwirrend. Wir haben versucht die Story möglichst chronologisch für euch zu rekonstruieren. Lets go:
„Baller der Alten die Drogen ins Glas, Hauptsache Joe hat seinen Spaß“. – Das Video, das den Stein ins Rollen brachte.
„Gewalt kann auch durch Worte ausgeübt werden“, so Christa von Terre des Femmes. Auch wirft sich gleichzeitig die Frau auf, ob Rap noch als Kunstform angesehen werden kann, wenn Frauenhass und Gewalt als Hauptmotiv dienen.
Eine Frau teilte das Video auf Instagram und markierte mehrere Rapper. Fler meldete sich bei ihr per Privatnachricht.
@ShahakShapira @FLER pic.twitter.com/8rfenr9CVZ
— magdaphileo (@magdaphileo) March 1, 2020
Per DM drohte er der jungen Frau „mal Täter gegen sie werden zu können“.
An dieser Stelle kommt Shahak Shapira ins Spiel. Der Comedian positioniert sich gegen Fler und erhält eine Sprachnachricht, in der Fler ihm körperliche Gewalt androht.
Eine junge Frau wird von @Fler auf Instagram mit privaten Nachrichten bedroht. Sie schickt mir Screenshots. Ich poste diese und bekomme dafür folgende Sprachnachricht von ihm. Enjoy! pic.twitter.com/gPIxXMwWOM
— Shahak Shapira (@ShahakShapira) February 28, 2020
„Ich schwöre dir bei Gott und wenn es mir richtig Probleme macht, und wenn ich dafür in den Knast gehe, du Hurensohn, ich werde deine Mutter ficken. Ich werde vor dir stehen und deine deine Nase brechen, du Bastard. Ich werde dir so lange auf dein Gesicht hauen, dass du nie wieder reden kannst. Du Nuttensohn“.
Nun schaltet sich auch die Berliner Polizei ein – mit mäßigem Erfolg.
Hab übrigens null Interesse mich mit Fler auseinanderzusetzen, ich weiß nur nicht, seit wann solche Leute plötzlich andere Menschen bedrohen können als würden sie über dem Gesetz stehen, aber das scheint im Deutschrap gerade Gang und Gebe zu sein.
— Shahak Shapira (@ShahakShapira) February 28, 2020
Hmm… Haben nur wir ein Déjà Vu, oder wird da tatsächlich bald wieder ein Album gedroppt? Als „Fanboys“ müssen wir diese beleidigende aggro Ansage natürlich trotzdem zur strafrechtlichen Prüfung weiterleiten.
^tsm— Polizei Berlin (@polizeiberlin) February 28, 2020
War gerade bei euch in der Wache Eberswalderstrasse. Wurde vom Kollegen belächelt und weggeschickt, weil er der Meinung war, ich würde das ganze „konstruieren“. Kennt man aber auch von weniger absurden Geschichten bei euch. Aber macht ihr mal eure witzigen Tweets weiter.
— Shahak Shapira (@ShahakShapira) February 28, 2020
War unser Tweet gestern Abend nicht eindeutig genug? Sorry.
Da hatten wir bereits alle nötigen Schritte gemäß Legalitätsprinzip eingeleitet.https://t.co/hVoOoxP7YI^tsm
— Polizei Berlin (@polizeiberlin) February 29, 2020
What? Sagt mal, ich bin zu euch gegangen um Anzeige zu erstatten, weil ein Mann bedroht, mich aufzusuchen und bei anderen Rappern nach meinen Kontaktdaten fragt. Ihr schickt mich weg und schreibt lustige Tweets stattdessen? Was soll ich mit einem fucking Tweet anfangen jetzt?
— Shahak Shapira (@ShahakShapira) February 29, 2020
du bist einfach ein Nuttensohn
— Fler (@FLER) February 29, 2020
Fler postet derweil das Profil der Frau in seine Story und setzt ein Kopfgeld auf sie aus.
Während hier auf Twitter immer noch diskutiert wird, ob Shahak Shapira sympathisch genug ist und wie beide Seiten eigentlich schlimm sind, setzt Fler einfach mal Kopfgeld auf Frauen auf Instagram. Mich haben schon 3 Frauen angeschrieben, die er privat bedroht. pic.twitter.com/eW0gEOpIyC
— Shahak Shapira (@ShahakShapira) February 29, 2020
„2000 € wer mir die Nutte ranbringt“
Auch weitere Frauen bedroht er per DM, Shapira macht die Unterhaltungen öffentlich.
— Shahak Shapira (@ShahakShapira) February 29, 2020
Fler blockiert darauf hin Shapira.
Gestern noch 2000 Euro Kopfgeld auf eine Frau ausgesetzt, heute die Interneteier verloren. Maskulin. pic.twitter.com/O3DjdlMqqe
— Shahak Shapira (@ShahakShapira) March 1, 2020
Dieser betont auch, nicht per se gegen die Deutschrap Szene zu kämpfen, sondern spezifisch auf Flers misogynes Verhalten aufmerksam machen zu wollen.
Man muss jetzt nicht almanhaft Deutschrap als Genre brandmarken, nur weil Fler sich wie Schmutz benimmt, aber dass so wenige Leute in dieser Szene sich von diesem Typen distanzieren ist eine Blamage. Hoffe ihr findet eure Wirbelsäule vor dem nächsten Interview.
— Shahak Shapira (@ShahakShapira) March 1, 2020
16Bars veröffentlicht einen Artikel und tritt mit diesem einen Shitstorm gegen Shapira los.
Fler: bedroht Frauen, setzt Kopfgelder auf Frauen aus, bedroht Menschen, die sich mit Frau solidarisch zeigen.@ShahakShapira: Macht das publik
Rap-Bubble: https://t.co/hBwQSfmKxX
— 🙄🙄🙄 (@misharrrgh) March 2, 2020
16Bars kritisiert Shapira für mediale Selbstinszinierung unter dem Deckmantel des Wohltätertums. Den Diksurs über die eigentliche Problematik („Frauenhass im Rap“) halten sie für dennoch für wichtig und berechtigt.
Umgekehrt stellt Shapira die Objektivtät des Mediums in Frage, da diese im gleichen Atemzug Flers Album bewerbe.
16 Bars. 0 Rückgrat. pic.twitter.com/Zvff732J5e
— Shahak Shapira (@ShahakShapira) March 2, 2020
Ah. Jetzt verstehe ich. pic.twitter.com/Q7soqVGQY0
— Shahak Shapira (@ShahakShapira) March 2, 2020
Youtuber Rezo zeigt sich solidarisch mit der jungen Frau und Shapira. Fler reagiert
Brudi du bist fast 40 und setzt Kopfgelder auf irgendwelche Privatpersonen bei Insta aus.
Versteh einfach, dass Rap Kunst ist und deshalb ganz viele künstlerischen Freiheiten hat und das geil so ist aber trenn den Shit von der Realität.— Rezo (@rezomusik) March 1, 2020
jetzt nicht auch noch du😂😂😂😂😂😂
— Fler (@FLER) March 1, 2020
Shapira bekommt Shitsorm. Fler Promo für sein Album.
Und hier das wichtigste: IHR seid die Journalisten. Ich kann selbstdarstellen wie ich will, aber ihr habt die Macht und die Verantwortung, den Fokus auf die wichtigen Dinge zu legen. Oder mir sagen, ich sei unsympathisch und solle die Fresse halten. Your call.
— Shahak Shapira (@ShahakShapira) March 2, 2020
Kommt Ihr noch mit? Ok. Fler postet dieses Statement auf Twitter. Er sieht sich als Opfer.
Dann sollen diese Personen mich nicht auf Insta verlinken wenn es um „Diskriminierung von Frauen geht“. Wer meine Textpassagen für eine #UnHateWomen Kampagne nimmt ist als 1. diskriminierend…verstehste? Man soll mich da rauslassen und dann wird auch keiner geärgert.
— Fler (@FLER) March 1, 2020
Als ein Reporterteam von RTL am Montag den Rapper auf den Streit zwischen ihm und Shapira anspricht, geht dieser auf Kamera- und Tonmann los.
Der Skandalrapper #Fler (Patrick #Losensky) hat ein Reporterteam des #RTL geschlagen und bedroht.
Der Kameramann erlitt eine Platzwunde.
Die Reporterin konnte sich noch in Sicherheit bringen und entging der physischen Gewalt.Alles Gute! /TNhttps://t.co/UsGi9xjhZ6
— UnionWatch (@watch_union) March 2, 2020
Auf Instagram schildert Fler seine Seite des Tatherganges, das Team von RTL habe ihn bedrängt, obwohl er mehrmals verbal zu verstehen gegeben habe, dass er kein Interview führen möchte.
Weiter äußert sich dieser dazu auf Twitter.
— Fler (@FLER) February 29, 2020
Gegen RTL möchte er gerichtlich vorgehen.
4. Für den Rest…Anwalt meldet sich bei Euch! @RTLde #unhatertl
— Fler (@FLER) March 2, 2020
Sido kritisiert die Vorgehensweise von RTL in seiner Story.
„Also jetzt mal ohne Spaß, Leute, ihr lieben Journalisten: Bevor ihr losfahrt zu jemandem mit einer Kamera und einem Mikrofon, weil ihr ein Statement von jemandem haben möchtet: Denkt ihr dann kurz nach, wen ihr dann da trefft und wie das laufen könnte?“, so Sido in seiner Instgram Story.
Auch weitere Rapper schalten sich ein, um die Mechanismen von Boulevardzeitungen in Frage zu stellen.