Einerseits ist Amazon aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, andererseits steht der Konzern wegen seiner schlechten Arbeitsbedingungen immer wieder in der Kritik. Hierzulande versucht Amazon dem schlechten Image mit einer TV-Kampagne entgegenzuwirken. Die darin gezeigte heile Welt haben viele ehemalige Mitarbeiter aus Deutschland und den USA aber so nicht kennengelernt, wie die folgenden Tweets zeigen. Insbesondere der Thread von Userin ju tha jeweler ging viral und animierte zahlreiche Leute, von ihren Erfahrungen bei Amazon zu berichten.
Generell mag man für die Dimension von Jeff Bezos‘ Vermögen wenig Verständnis aufbringen, als Amazon-Mitarbeiter hat es aber einen besonders bitteren Beigeschmack.
https://www.twitter.com/earringdealer/status/1260987134145630209
10-Stunden-Schichten mit 30-minütiger Mittagspause sowie zwei weiteren 15-Minuten-Pausen, wobei man einen Großteil der Pausen damit verbringt, durch die riesigen Hallen zu laufen.
10 hr shifts, one 30 minute lunch, two 15 minute breaks. Most of the break you spend walking to & back from the break room bc the warehouse is huge 💀
— ju tha jeweler 🎋 (@earringdealer) May 14, 2020
Als sie schwanger wurde, musste sie ihren Doktor fragen, ihr einen Attest ausstellen, damit sie auf Toilette gehen kann, ohne aufgeschrieben zu werden. Amazon lehnte die Anweisungen des Doktors ab.
When I found out I was pregnant I had to ask my doctor to write an accommodation just so I would be able to use the bathroom without being written up and possibly have a miscarriage because of the work load. Amazon denied my doctors orders.
— Hcchb (@Hcchb14) May 15, 2020
Musste sich auf Arbeit übergeben. Die Empfehlung lautete: „Natürlich kannst du zum Arzt gehen, aber es besteht keine Garantie, dass du noch einen Job haben wirst, wenn du zurückkommst.
Literally threw up at work, went to the “nurses” office and they tried giving me aspirin and told me to go back to work. Continued to throw up. All I got was “well you could go to the doctors and bring back a note but there’s no guarantee you’ll have a job when you come back.
— artistic_vertigo (@austin45740463) May 15, 2020
Während der Prime-Woche: Schichtbeginn um 18.30 Uhr, nach sechs Stunden wurde mitgeteilt, dass vor 7 Uhr morgens nicht Schluss sein wird.
Listen, prime week was HELL. I went in to work at 6:30pm then they told us at 12:30 am we weren’t leaving until 7am. My knees literally locked up and I left.
— Nya Simone (@nyasimoneg) May 14, 2020
Da wird schon mal ein ernstes Gespräch geführt, wenn man zu viel Zeit auf dem stillen Örtchen verbringt. Wobei man froh sein kann, wenn man es bei den langen Wegen durch die Halle und den anderen Kollegen, die anstehen, überhaupt dorthin schafft, ohne sich vorher in die Hose zu machen.
The amount of times I got "talked to" cause apparently I was taking too long to go to the bathroom. Meanwhile it's a mile hike to the bathroom. If you're lucky enough to make it to brk w/out pissing yourself, you then have to wait for all the other ppl doing the same thing…
— NikiB (@YoshiDoll71017) May 15, 2020
Er arbeitet seit einigen Monaten als Logistikmanager und empfindet die Diskrepanz zwischen seinem Gehalt und Bezos‘ Vermögen unverhältnismäßig. Das Pensum sei seiner Meinung nach übertrieben.
This shit is very true… Iv been working as a logistics manager for Amazon goin on 3 months now and I think it’s incredible to consider how much Bezos is worth in comparison to how much we’re paid. we shouldn’t fault a man for amassing wealth due to his good business decisions-
— Duarte (@LordMykol_) May 15, 2020
But we should definitely hold him accountable for the accommodations his executive team provides for the company’s employees. the hours are egregious & the work load is insane. Looking over the warehouse yesterday I said to myself, “we look like an ant colony”.. it’s crazy.
— Duarte (@LordMykol_) May 15, 2020
Man müsse im Schnitt alle 7 Sekunden einen Artikel verpacken. Wenn man in Verzug verrät, weil man z.B. eine kurze Trinkpause macht, wird das notiert.
Someone will come talk to you or send a message to your screen letting you know you’re picking above 7 seconds. If this happens often you will be terminated. So you have to debate to drink water, use the bathroom, or simply rest a minute or be fired
— Hcchb (@Hcchb14) May 15, 2020
Ein Paketfahrer wurde von einem Hund gebissen. Da die Blutung nicht aufhörte, wollte er ins Krankenhaus. Als er Bescheid gab, empfahl man ihm, aus eigener Tasche ein Pflaster zu kaufen.
My man was a delivery driver. Got chased & bit by a dog & fell resulting in chunks being taken out of his knuckles & thumb. Called his manager to let them know he had to go home/hospital bc it wouldnt stop bleeding And that legit told him buy a bandaid outta pocket & keep going.
— Kay🌻 (@DivineKay6) May 15, 2020
Sein Kumpel arbeitete im Kühlhaus und bekam Frostbeulen an den Händen.
I have a friend who said he had to quit at Amazon because his hands were getting frostbite in their freezer house
— Brandon (@thatnextlevels) May 15, 2020
50-Stunden-Woche, die man nicht so leicht wegsteckt.
Worked 2.5 months at 50 hours a week. Stupid unhealthy, both mentally and physically. Days blurred together and I would get home without energy for anything. I was actually overeating and lost 20 pounds while already at a low weight.
— José Mexicano (@JoseMexicano12) May 15, 2020
Auch deutsche Angestellte können die ein oder andere Anekdote erzählen.
Ich habe bei #Amazon gearbeitet , macht einer öfters einen #Fehler wird die #Gruppe finanziell abgestraft ! #Teamwork – und im Pausenraum darf man nur positive #Gedanken "erzählen " die wissen warum. pic.twitter.com/qdinjCrtEd
— Uwe Fiedler (@UweFiedler3) April 24, 2018
Für den Job muss man standhaft sein.
Ein Freund von mir hat mal bei Amazon im Lager gearbeitet. Sitzverbot: Es gibt vorsorglich nicht 1 Stuhl dort. Umkleide Videoüberwacht. Nach 3 Monaten Befristung kommen Arbeiter morgens und erfahre vor Ort, ob am gleichen Tag verlängert wird oder ab nach Hause. 1400 Brutto. DAS.
— Will Brand (@HansWernerSinn1) September 11, 2019
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Vielen Dank an alle für die Posts.
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