Dass in unserer Fleischindustrie so einiges komplett verkehrt und schief läuft, ist nicht erst seit gestern bekannt. Und doch bietet der Skandal rund um den Fleischproduzenten Tönnies aus Nordrhein-Westfalen nun einen sehr triftigen Grund, vielleicht doch nochmal das eigene Handeln zu überdenken. Muss es denn wirklich sein, Unmengen an Fleisch und Wurst zu verzehren? Jeden Tag? Mehrmals? Die Argumente dagegen, sei es nun, weil man das Tierleid nicht länger ertragen möchte oder weil einem die Arbeiter in den Schlachthöfen leid tun, sind vielfältig und eigentlich auch alle recht einfach und nachvollziehbar. Twitternutzer @DerGraslutscher klärt für alle über mögliche Alternativen auf. Lasst es euch schmecken!
1. Ach, es gibt Alternativen zu Fleisch?
Gerade die Billigprodukte sind ja meist nicht mehr als gewürzter Proteinbrei mit oder ohne Panade. Für das Geschmackserlebnis müsst ihr keinen Metzger mehr beauftragen. Klar, ein Rumpsteak oder Medaillons sind auch eine Frage der Konsistenz, das gibt es (noch) nicht aus Seitan.
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) June 22, 2020
2. Ja, das macht durchaus Sinn:
Aus Sicht des Tierschützers sage ich: Guckt doch einfach, ob euch davon irgendwas schmeckt und bei Sorten, für die ihr nichts findet, esst ihr weiter Fleisch. Aus Sicht des Tierrechtlers würde ich mir selbst widersprechen und ein verwirrendes Zwiegespräch führen, aber die Stimme
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) June 22, 2020
mute ich hier einfach mal. Würden alle FleischesserInnen in Deutschland ihren Konsum um nur 10% reduzieren, entspräche die reduzierte Menge Fleisch derselben, als wenn 7 Millionen Deutsche zu VegetarierInnen würden. Herr Tönnies würde das wohl nicht sonderlich gefallen 🙂
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) June 22, 2020
3. Mittlerweile sind die Veggie-Regale in den Supermärkten bei weitem nicht mehr so trist anzusehen und ins Reformhaus muss auch niemand mehr, um Fleischalternativen zu bekommen:
Ihr wollt ja nicht wissen, was für schlimme Wurst-Experimente ich mir Anfang der Nullerjahre auf den Grill gelegt habe, nachdem ich dem Fleisch abgeschworen hatte. Seltsam riechende Protein-Röhren mit der Konsistenz alter Knetmasse und dem Bratverhalten von Zigarettenfiltern.
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) June 22, 2020
Davon sind wir heute weit weg. Produkte, auf die auch meine Fleisch essenden Freunde schwören, weil man die exakt so zubereitet wie das tierische Original, sind:
(unbezahlte Werbung folgt)
1. Veggiehack
2. Burgerpatties
3. Panierter Kram wie Nuggets und Schnitzel
4. Aufschnitt— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) June 22, 2020
4. Warum nicht mal Nudeln mit „Bolognesesoße“ – aber eben ohne Fleisch?
1. Mit Veggiehack kann man kaum vom Original unterscheidbare Bolognese machen, Chili sin Carne, oder deftige Kohlpfanne.
Das linke gibt es bei Rewe und Tegut, kostet etwas über 3 Eur, weil es schon mariniert ist, das von Rügenwalder ist etwas günstiger, aber auch empfehlenswert. pic.twitter.com/9TGsf6XeDy
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) June 22, 2020
5. Fehlen in Großstädten schon lange in keinem Burgerladen mehr:
2. Burger
Ja, kennen ja heute die meisten. Beyond Burger, Incredible Burger oder der Wonder Burger von Aldi – packt da einfach ein paar Zwiebeln, Gürkchen, Tomaten, Senf, Ketchup und so dazu, und dann ist das Patty selbst sowieso nur ein kleiner Teil des Geschmacks. pic.twitter.com/XFtkvfiLNu
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) June 22, 2020
6. Man beachte auch die kreativen Namensgebungen:
3. Panierter Kram:
Die Nuggets von Vegetarian Butcher, yeah im Quadrat! Richtig bissfest, da vermisse ich gar nichts. Das Like Meat-Zeug ist sowieso fast immer gut und meine Kinder und deren Besuch lieben die Fake-Fischstäbchen. pic.twitter.com/LVdxn4LYvy
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) June 22, 2020
4. Aufschnitt
Es gibt hunderte Produkte. Meine Tochter mag tatsächlich am liebsten die ganz linke Sorte auf dem Bild von Aldi, aber da sind die Geschmäcker erfahrungsgemäß am unterschiedlichsten.
Wir mussten uns durchprobieren und auch viele als eklig verwerfen. pic.twitter.com/RlU2yQRHpE
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) June 22, 2020
7. Um eventuellen Rückfragen in diese Richtung vorzubeugen:
Ich bekomme von den Firmen nichts dafür, dass ich sie hier nenne. Es geht mir nur darum, Menschen mit Interesse an Veränderung ein paar hilfreiche Tipps zu geben, denn davon profitieren wir am Ende ja alle. Ich hätte die dringend benötigt, um ein paar Grillunfälle zu vermeiden 😉
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) June 22, 2020
8. Ist das nicht Win-Win?
Sollte euch jemand anmeckern, dass ihr aber doch auch Fleisch esst, dann sagt einfach, dass ihr keine Tierrechtler seid, sondern nur Clemens Tönnies ins Regal pinkeln wollt und es das Klima schont.
Das geht auch ohne philosophischen Überbau, der dem Veganismus halt innewohnt.
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) June 22, 2020
9. Für alle, die damit noch nicht so viel anfangen können:
Nachtrag: Es gibt natürlich noch tausende Gerichte, die ganz ohne (Fake-)Fleisch auskommen. Linsensuppe, Pfannkuchen, Erbseneintopf, Bratkartoffeln whatever.
Mir persönlich hat beim Umstieg halt der Biss in einen festen Proteinlappen gefehlt, und das kann man leicht adressieren.
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) June 22, 2020
10. Liebhaber von Speck aufgepasst:
Nachtrag 2: Weil jetzt mehrere Leute nach Speck gefragt haben: Dafür eignet sich Räuchertofu ganz hervorragend. Einfach klein würfeln und in Öl braten, dann ist das mega und gibt eine herzhafte Note.
Hier bereite ich das zu: https://t.co/reslOfSI1n
Mein Favorit von Aldi: pic.twitter.com/U1myqdqhOr
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) June 22, 2020
11. Es kann so einfach sein!
Wow, was eine großartige Resonanz. Vielen Dank für die vielen Tipps und Ratschläge, aber ganz besonders für die vielen Absichtsbekundungen, davon mal was auszuprobieren.
In dem Thema steckt wohl viel mehr Konsens als knallige Artikel über den „Vegan-vs.-Fleisch-Krieg“ behaupten🖖— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) June 22, 2020
12. Ja, es soll tatsächlich Menschen geben, die den Geschmack von Fleisch mögen, aber die Bedingungen der Herstellung eher weniger:
Ehrlich gesagt habe ich noch nie verstanden, warum man, wenn man bewusst auf Fleisch verzichten möchte, Nahrungsmittel zu sich nimmt, die aussehen und schmecken wie Fleisch, zumal vegetarische oder vegane Schnitzel und dergleichen etwas Künstliches sind.
— Nor Bert (@UroFuchs1) June 22, 2020
Weil es lecker ist? Warum trinken Menschen alkoholfreies Bier und koffeinfreien Kaffee? Weil’s lecker ist.
So eine Kuh zerfällt auch nicht in 100 Würste, wenn man sie zersägt. Das ist eine künstliche Form. Du bist daran nur einfach gewöhnt.
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) June 22, 2020
13. Berechtigter Einwand, gute Argumentation, sinnvolles Fazit:
Ich würde wirklich gern vegetarisch leben, Fleisch ersetzen…
Aber das kann ich mir einfach nicht leisten. 2 winzige vegane schnitzel, für fast 4 Euro? Wie soll man damit eine 4 köpfige Familie satt kriegen, ohne sie auf Diät setzen zu müssen?— Mrs. White (@Krawallmieze_) June 22, 2020
Du kannst ja mit den günstigen Produkten anfangen, bei Aldi gibt es Veggie Aufschnitt, MIni-Steaks, Würstchen, Burger Patties und in manchen auch Veggiehack. Kann man auch deutlich günstiger selbst aus Sojagranulat machen.
So was gibt es aber auch bei uns nicht täglich.
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) June 22, 2020
Auch bei Aldi sind die Sachen nicht günstig, wenn es nur 4 kleine Würstchen gibt, für 3 bis 4 Euro. Mit einem wochenbudget von 80 Euro, für 4 Personen, davon 2 klein kinder die Windeln, Feuchttücher, brei, Obst und Gemüse brauchen, wie willst du mit 4 würsten alle satt kriegen?
— Mrs. White (@Krawallmieze_) June 22, 2020
Nachvollziehbarer Gedankengang einerseits. Andererseits krankt das System ein bisschen, wenn Haushalte mit geringerem Einkommen zu ihrer Ernährung auf möglichst billiges Fleisch angewiesen sind (was definitv kein Vorwurf an diese Haushalte ist!)
— Marcel D. Juhnke (@marratj) June 22, 2020
Ich sag ja, man sollte dafür kämpfen, das gesunde Ernährung günstig ist und ungesunde teuer. Vegane und vegetarische Produkte mit Preis und Menge, mit fleisch Produkten tauschen.
Dann werde ich sofort Veganer.
Gesund leben kann sich eben nicht jeder leisten. Das ist das Problem— Mrs. White (@Krawallmieze_) June 22, 2020
Das Problem ist eher dass ein 1 zu 1 Tausch nicht die Lösung ist.
Man müsste wieder dahin zurück, dass Fleisch die Beilage ist und das Gemüse der Hauptbestandteil.
— New Dings On The Block (@JeckesDing) June 22, 2020
14. Am Ende bleibt nur noch zu sagen: Gut gemacht!
Super Beitrag….lebe komplett vegan…und vermisse nichts…..der Aufschnitt von Aldi ist echt mega
— Anja Zimmermann (@Zumzju) June 22, 2020
Puh, ich hatte primär Sorgen, dass ich für den Thread Ärger von den veganen Seite bekomme 🙂
— Der Graslutscher (@DerGraslutscher) June 22, 2020
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Danke an @DerGraslutscher für die informativen Postings! ❤️
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