Leider sind die Infektionszahlen hierzulande wieder auf dem Niveau der ersten Corona-Welle. Um die Ausbreitung im Zaum zu halten, hat die Politik zahlreiche Regeln und Maßnahmen beschlossen und teilweise verschärft, doch letztlich liegt es an den Bürgern, Eigenverantwortung zu zeigen und sich daran zu halten, indem man in der Öffentlichkeit Maske trägt und versucht, Kontakte zu minimieren.
Berlin hatte seine ganz eigene Idee, um die Bevölkerung zur Einhaltung der Regeln zu motivieren. Die Methode wurde dabei wohl ganz dem Ruf der Hauptstadt gerecht: Berliner Schnauze und eine etwas ruppige Art. Die entsprechende Kampagne stieß daher auf ein geteiltes Echo, konnte aber sogar im Ausland auf sich aufmerksam machen.
Eine erste Kampagne erinnerte noch mit mehr oder weniger witzigen Slogans daran, die AHA-Regeln zu beachten.
zu blöd, auch nach freundlichen Hinweisen… pic.twitter.com/895StXMeWf
— Wilson 🇪🇺 🎗 🇩🇪 (@frnkrmnn) October 12, 2020
Doch Anfang dieser Woche schaltete die Berliner Stadtverwaltung eine neue Anzeige im Tagesspiegel, auf Twitter geteilt vom Chefredakteur.
Bewusst provokant, Berliner Humor? Sicherlich, aber Kritiker warfen der Stadtverwaltung einen unnötig aggressiven Ton sowie Arroganz vor, insbesondere gegenüber Personen, die aus medizinischen Gründen keine Maske tragen können.
Finde ich grenzwertig, peinlich bis geschmacklos. Man begibt sich selbst auf ein aggressives Niveau der Kommunikation und Provokation. Welche Zweifler und Verweigerer soll so erreicht und zum nachdenken gebracht werden?
— Michael Pemp (@mpempi) October 13, 2020
Da wollte jemand ganz besonders witzig sein…
— Sabine Bangert (@SabineBangert) October 13, 2020
In der Sache zwar richtig aber ansonsten tierisch unsympathisch. Begegnet einem in B ohnehin oft und macht die Stadt nicht liebenswerter.
— Nina (@Nina_Mainau) October 13, 2020
Es gab aber genug Leute, die die Kampagne gut fanden.
Wieso? Ich sehe eine Frau mit Lebenserfahrung, die aufgrund ihres Alters zur Risikogruppe gehört und den Maskenverweigerern zeigt was sie davon hält.
— Stefanie Wilhelm #abstandhalten (@grimmsister62) October 12, 2020
Ich finde die Reaktion der alten Dame schlüssig. Und welche Mittel hat sie sonst, sich gegen Maskenverweigern zu wehren in selbst gewählter Quarantäne zum Selbstschutz. Die Interpretation gefällt offensichtlich nicht allen. 😷
— Risikogruppe bleibt auf'm Balkon (@bietho) October 12, 2020
Beste Kampagne seit @BVG_Kampagne. Bin verliebt. 😍😷
— Fahrradalltag Berlin (@fahrradalltag) October 12, 2020
Unterdessen berichtete sogar die britische Tageszeitung The Guardian darüber.
Die englischen Kommentatoren konnten dem durchaus etwas abgewinnen.
Doch wie der Tagesspiegel berichtet, wird die Kampagne mit dem „erhobenen Zeigefinger“ bereits nach wenigen Tagen wieder eingestellt. Sie habe zwar wie gewünscht viel Aufmerksamkeit und auch hartnäckige Zielgruppen erreicht, jedoch bedaure man, dass sich Menschen, die aus medizinischen Gründen keine Maske tragen dürften, angegriffen fühlten, so der Sprecher der Tourismus-Marketingorganisation Visit Berlin, die die Berliner Corona-Kampagne ins Leben rief. Diese wird nun ohne Mittelfinger fortgeführt.
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Vielen Dank an alle für die Posts.
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