Am Sonntag fand das Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar statt. Seit langer Zeit wird so ziemlich alles an dieser Veranstaltung kritisiert: Die Menschenrechtslage in Katar, die verunglückten Gastarbeiter und gekaufte Fans sind nur ein paar Punkte auf der Liste, nun kam ein weiterer hinzu. Da Homosexualität in Katar unter Strafe steht (der katarische WM-Botschafter bezeichnete sie im Vorfeld des Turniers als „geistigen Schaden“), wollten die Spieler der Nationalmannschaften ein Zeichen setzen: Der jeweilige Mannschaftskapitän sollte mit der „One Love“-Armbinde auflaufen. Kurz vor dem ersten Spiel wurde diese Aktion nun jedoch abgesagt, da die FIFA mit Strafen (gelbe Karte) drohte. Auf Twitter herrscht Empörung und Enttäuschung.
Von „Keine Angst vor Konsequenzen“…
Manuel Neuer wird gegen Japan die „One Love“-Binde tragen. „Das ganze Turnier ist ein großes Experiment. Die Rückendeckung vom DFB und vom Präsidenten haben wir. Wir haben keine Angst vor Konsequenzen. Die Power der Binde tragen auch andere Nationen mit!“ 🇩🇪 @SPORT1
— Patrick Berger (@berger_pj) November 19, 2022
…zu „ach nee, lieber doch nicht.“ in zwei Tagen.
Oliver Bierhoff: „Manuel Neuer ist total enttäuscht, dass er die Binde nicht tragen darf.“ Die FIFA sei bewusst kurzfristig eingeschritten. „Nichts wurde in den letzten Monaten an uns herangetragen. Jetzt am Spieltag zu kommen und uns zu drohen, ist traurig und bedenklich.“
— Kerry Hau (@kerry_hau) November 21, 2022
Satz mit X.
Wir möchten als Team und als Verband unbedingt ein Zeichen setzen für Menschenrechte! Klare Message auf dem … was? … NICHTS auf dem Trikot … okay … egal, dann One Love Binde! … was? … Oh, Herr Infantino, hallo … ach so, ja dann doch nicht … dann machen wir … okay: NIX.
— Marie von den Benken (@Regendelfin) November 21, 2022
Und nicht nur das deutsche Team macht einen Rückzieher.
Alle sieben europäischen Nationen, inklusive DFB, beugen sich der #FIFA und Katar und verzichten aus Sorge vor gelben Karten auf das Tragen der One-Love-Binde.
Was für ein rückgratloser Haufen. Kein Arsch in der Hose, aber ständig von Haltung faseln. Erbärmlich. pic.twitter.com/bbiDNZ2lrV
— Nicht Chevy Chase (@DrWaumiau) November 21, 2022
Wäre ja auch zu schön gewesen!
Deutschland und weitere Nationen werden die „One Love“-Kapitänsbinde bei der WM 2022 in Katar nun doch nicht tragen – die Angst davor, nur ein einziges Mal Haltung & Rückgrat zu zeigen und glaubhaft mit allen Konsequenzen für die eigenen Werte einzustehen, war einfach zu groß.
— Kaffeecup (@kaffeecup) November 21, 2022
Gar nicht mal so unwahrscheinlich…
Mit bunten Geldscheinen auf der Binde wäre das nie passiert! #OneLove
— extra3 (@extra3) November 21, 2022
Leider nicht besonders überraschend.
Die Armbinde, die man vorsichtshalber tragen sollte, wenn man die neuesten Nachrichten aus Katar hört. pic.twitter.com/rwd2iH8Pv1
— eBay Kleinanzeigen (@eBay_KA) November 21, 2022
Nicht, dass eine Armbinde nun die Welt gerettet hätte…
Ob man will oder nicht: Sich bei dieser WM als Nationalmannschaft nicht klar zu positionieren IST ein politisches Statement.
— Ralph Ruthe (@ralphruthe) November 21, 2022
…aber schlechter wäre sie wohl nicht geworden.
Ein Zeichen, das man nur dann setzt, wenn man dadurch keinerlei Konsequenzen zu befürchten hat, ist kein Zeichen. #OneLoveBinde
— Jochen Breyer (@jochenbreyer) November 21, 2022
Eine hat sie dann aber doch auf dem Spielfeld getragen: Ex-Fußballerin Alex Scott, die für die BBC vor Ort ist.
Mehr Eier als die ganzen starken Männer zusammen 👍#WM2022 #DFB #nationalmannschaft #Katar2022 #OneLove pic.twitter.com/gQySqTfxEQ
— BoOhm 🦅🇩🇪 (@3nemyDown) November 21, 2022
Und auch die iranische Mannschaft bewies heute vor dem Spiel gegen England Mut:
Sie singen nicht. Keiner von ihnen. Schaut in ihre Gesichter. Sie wissen, dass in diesen Minuten vielleicht schon ihre Familien dafür zahlen müssen und bald sie selbst. Sie wurden unter immensen Druck gesetzt, genau das nicht zu machen. Sie machen es trotzdem, für die Revolution. pic.twitter.com/30aOn15KJo
— Gilda Sahebi (@GildaSahebi) November 21, 2022
Auch wenn sie dafür schlimmere Konsequenzen fürchten müssen, als eine gelbe Karte.
Die iranische Fußballmannschaft hatte schon gewonnen, bevor das Spiel begonnen konnte: Sie sangen nicht die Nationalhymne, sie schwiegen. Das iranische Staatsfernsehen unterbrach zu der Zeit die Übertragung. Ein stiller Protest. Solidarität mit den Menschen in Iran.
— Nasir Ahmad (@_nasir_ahmad_) November 21, 2022
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Vielen Dank an alle für die Posts!
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