Der Beitrag Männerwelten von Joko und Klaas hat im Netz hohe Wellen geschlagen. Es entsteht massenmedial ein Diskurs über sexuelle Belästigung an Frauen und somit scheint das Ziel erreicht. Doch auch Kritik über einen fehlenden intersektionalen Ansatz und an der Zusammenarbeit mit Terre des Femmes (auch verantwortlich für die #unhatewoman Kampagne) kommen seit gestern vermehrt auf. Nun macht ein Video von NeoParadise aus dem Jahre 2012 die Runde. Klassischer Mitte 2010er Jahre „Wenn ich du wäre“-Challenge Content. In dem Video greift Joko einer Frau ungefragt auf Brust und Hintern, weil lustig (?). Die Minuten danach reiten sie sich noch weiter rein, mit Aussagen wie „Die geht jetzt sicher nach Hause unter die Dusche heulen“. Und ja, viele deutsche TV-Unterhaltungsformate hatten vor einigen Jahren noch einen anderen Zugang zum Thema Political Correctness und Satire. Aber auch das Zigeunerschnitzel war noch normal, genau wie Comedians mit sexistischen Putz- und Parkplatzwitzen zur Primetime. Die öffentliche Wahrnehmung von Political Correctness hat sich jedoch seit 2012 grundlegend geändert, und das ist gut so. Ein solcher Beitrag wäre von Joko und Klaas heute wohl nicht mehr denkbar, nichtsdestotrotz soll und darf es Raum für Kritik geben.
Twitter Userin Sternrot startet einen Thread:
Sie haben sich entschuldigt, der Sender (ZDF) behauptete es gab keine echte Berührung das war ein Gag der Show, als wenn sexuelle Belästigung einfach ein Witz wäre.
Die Botschaft wäre eine starke gewesen. dennoch: 15 Minuten in der primetime für dieses Thema wichtig! Ausbauen!— Tara (@Sternenrot) May 14, 2020
Saulustig einfach wenn Frauen sich entwürdigt fühlen
— Ida Funkhouser (@IdaFunkhouser) May 14, 2020
1. hatten sie sich entschuldigt.
2. wie lange ist das jetzt her?
3. würden sie so etwas heute völlig anders beurteilen. Der Mensch ist lernfähig.
4. wären Sie persönlich auch happy, wenn man ihre Denkleichen nicht herauskramen würde, um bei Twitter etwas Aufmerksamkeit abzugraben— Micky Beisenherz (@MickyBeisenherz) May 14, 2020
micky halt einfach dein maul ganz liebe grüße
— dr. salon sarer (@ajkozissou) May 14, 2020
bin sicher irgendwann in paar jahren wird man mir es verzeihen weil WIE LANGE IST DAS DENN JETZT HER
— dr. salon sarer (@ajkozissou) May 14, 2020
Und um diesen Auschnitt geht es – einfach zu Minute 12:30 skippen.
Twitter ist nicht die einige Plattform, die sich mit der Vergangenheit von Klaas beschäftigt. Einige Kommentare unter dem Video ..
Vor allem die Zusammenarbeit mit der Frauenrechtsorganisation Terre des Femme ist umstritten.
https://twitter.com/yasminecmbarek/status/1260696418861363201
Passender Text via @fraeulein_tessa https://t.co/5j4ddPsjV8
— Yasmine C. M'Barek (@yasminecmbarek) May 14, 2020
Dieser Thread liefert konstruktiven Input in Bezug auf Diversität und die Zusammenarbeit mit Terre des Femme.
..nicht-weiße Frauen, wie sie in eurem Beitrag nur minimal zu Wort kommen, sind noch viel häufiger Opfer von (digitaler) sexualisierter Gewalt (Bitte einmal „Intersektionalität“ nachschlagen) Wenn sie schon nicht mehr Raum bekommen, sollte das wenigstens erwähnt werden #JKLive
— Madita Oeming (@MsOeming) May 13, 2020
.. ich weiß, ihr wollt euer Publikum abholen, aber ihr hättet ein paar Sätze jenen widmen können, die nicht Teil der Mehrheitsgesellschaft sind #JKLive
— Madita Oeming (@MsOeming) May 13, 2020
Also: Danke @jokoundklaas für die awareness, zu der #männerwelten sicherlich beiträgt 🙏 Leider ist das trotz #metoo & über 100 Jahren Feminismus noch bitter nötig. Aber ihr hättet diese Chance noch besser nutzen können, hättet ihr eure Hausaufgaben gründlicher gemacht.
— Madita Oeming (@MsOeming) May 13, 2020
warum ich diese Kritik an @jokoundklaas richte statt an die beteiligten Frauen? Weil sie verantwortlich für den Inhalt dieser 15 Minuten sind. und weil SIE es sind, die jetzt am meisten Dank und Lob und dann den Fernseh- und Grimme-Preis bekommen #maennerwelten
— Madita Oeming (@MsOeming) May 14, 2020
Die 15-Minuten haben jedoch – trotz der nachgelagerten Kritik – in der Breite Wirkung gezeigt.
Ich speichere diese Männerwelten-Sache mal als Dudes erklären Dudes Dinge, die Dudes dringend hören müssen, weil Dudes eben immer nur Dudes zuhören, und hoffe, dass es wenigstens rudimentär genug war, dass nun mehr Dudes mit ihren Dudes bereden, was diese Dudes lassen sollen.
— Heike Lindhold (@Symposiarchin) May 14, 2020
Hätte das noch deutlich besser sein können? Vermutlich.
Hätte ich von Pro-7-Prime-Time-Dödeln erwartet, dass sie begreifen, was es ausmacht, seine Plattform anderen zu geben? Nein.
Bin ich dankbar, dass sie es zumindest versuchen? Himmel, ja.
— Heike Lindhold (@Symposiarchin) May 14, 2020
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Danke an alle für die Postings!
