Der Schriftteller Saša Stanišić hat uns bereits einmal große Freude damit gemacht, sich in eine Deutsch Abiturpüfung zu mogeln, in der er sein eigenes Buch analysieren musste (wofür er satte 13 Punkte erhielt). Nun teilt er auf Twitter erneut eine Prüfung… allerdings eine wesentlich härtere, als solch lachhafte, eine simple Klausur schreiben zu müssen.
1. Die Exposition: Treue Begleiter, stets bei ihm, wertvolle Energieträger, acht Batterien in Sašas Tasche.
https://twitter.com/sasa_s/status/1195037865253785600
2. Wohin mit ihnen? Erste hilfreiche Vorschläge aus der Leserschaft.
In einer alten Fernbedienung beerdigen. Würdevoll.
— Joachim Prutsch (@JPrutsch) November 14, 2019
3. Leidensgenossen melden sich zu Wort.
befinde mich in ähnlichem dilemma um eine geklaute portionspackung mittelscharfen senf, lebe allerdings in der ständigen angst dass diese, wenn ich sie zu fest drücke in meiner tasche aufplatzt und meine hand voll mit senf sein wird
— ♀yoni fan acc ☭ (@zimtzecke) November 15, 2019
4. Doch jene Batterien, sie sind einzigartig, anders. Saša widmet ihnen dieses Gedicht, zeigt auf, wie er zu ihnen kam, wie sie sein Leben verändert haben.
An die Batterien
Ich hatte mich im Hochgebirg verstiegen.
Die Felsenwelt um mich, sie war wohl schön;
doch konnt ich keinen Ausgang mir ersiegen,
noch einen Aufgang nach den lichten Höhn.— Saša Stanišić (@sasa_s) November 14, 2019
Da traf ich Euch, in ärgster Not: die Batterien!
Mit Euch vereint, gewann ich frischen Mut.
Von neuem hob ich an, mit Euch, zu spazirn,
und siehe da: Das Schicksal war uns gut.— Saša Stanišić (@sasa_s) November 14, 2019
Die Philister, die Beschränkten,
diese geistig Eingeengten,
darfst Du nie und nimmer necken.Aber weite, kluge Herzen
wissen stets in unsren Scherzen
Batterien zu entdecken.— Saša Stanišić (@sasa_s) November 14, 2019
5. Und dann plötzlich! Waren es nur noch sieben. Lebe wohl, Oliver.
Wir nehmen Abschied von Oliver. Oliver hat gern mit dem Schlüssel gespielt. Die kleinste Knopfzelle und der Schlüssel: Eine ungewöhnliche Freundschaft. Was mit Oliver geschehen ist, das weiß von den anderen niemand. Oder will es wissen…
Der Schlüssel trauert… pic.twitter.com/90uBHtm9rW
— Saša Stanišić (@sasa_s) November 15, 2019
6. Mildert die virtuelle Anteilnahme das Leid? Nein, vielmehr schmerzt sie.
jeder fav inzwischen ein stich in mein herz
— Saša Stanišić (@sasa_s) November 15, 2019
7. Kann Saša dieses Martyrium überstehen? Sein Akku zumindest scheint leer…
Was bilden wir uns ein,
was wünschen wir zu haben?Itzt sind wir hoch und groß,
und morgen schon vergraben;Itzt Batterie, morgen Müll.
Wir sind ein Wind, ein Schaum,Ein Nebel und ein Bach, ein Reif, ein Tau, ein Schatten;
Itzt was und morgen nichts.
— Saša Stanišić (@sasa_s) November 15, 2019
8. Die unvermeidbare Tragödie, der Klimax.
Ich weiß nicht was soll es bedeuten dass ich so traurig bin pic.twitter.com/sfVXJxiTi5
— Saša Stanišić (@sasa_s) November 15, 2019
9. Was bleibt… wehmütige Worte. Ein Abschiedsgedicht.
Ich hab euch verlassen,
Fremd in die Fremde muss ich gehn,
Auf buntbewegten Gassen
Des Lebens Schauspiel sehn;
Und mitten in dem Leben
Wird eures Ernsts Gewalt
Mich Einsamen erheben,
So wird mein Herz nicht alt.— Saša Stanišić (@sasa_s) November 15, 2019
Doch, ach schon mit der Morgensonne
Verengt der Abschied mir das Herz
In eurem Klacken welche Wonne!
In eurem Auge welcher Schmerz!
Ich ging und ihr fielt in das Loch
Und saht mir nach mit leerem Blick:
Und welch Glück geliebt zu werden doch!
Und lieben, Götter, welch ein Glück!— Saša Stanišić (@sasa_s) November 15, 2019
10. Das Publikum goutiert die Gefühlsstärke des Schriftstellers.
Das Schöne ist ja, das so ein Video immer folgt, wenn man sich vorher gedacht hat: "Der Tweet ist aber gut ausgedacht. Was für ein Glück, dass der Mann von Beruf Sachenausdenker ist."
— Matthias Colloseus (@Colloseus_KTK) November 15, 2019
11. Oder war am Ende alles nur ein großes Schauspiel?
Vielleicht ist es aber alles wirklich ausgedacht, und ich habe dann extra Batterien gekauft, damit die Geschichte rund wird 😬
— Saša Stanišić (@sasa_s) November 15, 2019
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Danke an Saša für die Dokumentation des Leidenswegs ❤️️
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