Twitter-User Tom Kraftwerk ist aktuell auf Wohnungssuche. In Berlin. Alter Latz, denkt sich jetzt der ein oder andere, das wird sicher ein hartes Stück Arbeit. Aber Tom geht mit Strategie vor. Die ist zwar etwas eigenwillig, aber funktioniert. Ein Thread.
1. Los geht die wilde Story.
2. Aber nicht einfach irgendwie, sondern mit der richtigen Strategie!
Nach der krachenden Niederlage gestern (Hausflurbesichtigung mit Schuldgefühlen, dieser Account berichtete), gehe ich jetzt geplanter an die Sache ran.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) 27. Juni 2019
3. Kurzer Exkurs! Krachende Niederlage? Was war da denn passiert? Ein Rückblick:
War grad bei meiner ersten öffentlichen Wohnungsbesichtigung.
Hat mich ein bisschen an die Hörsäle im ersten Semester erinnert.Gehe jetzt Bier trinken.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) 26. Juni 2019
Tbh: Es war keine richtige Besichtigung. Wir standen mit 25 Leuten gedrängt im Hausflur, als die Maklerin gemerkt hat, dass die Wohnung bereits vermietet ist.
Es war also eigentlich nur eine Hausflurbesichtigung.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) 26. Juni 2019
Dann standen da auch zwei POC und eine Frau mit Hijab. Und man erwischt sich dabei „Auweia“ zu denken und Mitleid und Demut zu bekommen, weil es ja nun bekannt ist, dass du automatisch schlechtere Karten hast, wenn du kein Vorzeige-Alman bist.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) 26. Juni 2019
Erkenntnis des Tages:
Öffentliche Wohnungsbesichtigungen (Hausflurbesichtigungen eingeschlossen) sind mit Abstand das abstoßendste soziale Konstrukt, in das ich je geraten bin.Und ich habe mal zwei Monate am Ballermann gelebt.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) 26. Juni 2019
4. So, aber wieder zurück zur Hauptgeschichte. Strategie? So geht’s:
Ich verstehe mich als Produkt, das einen Abnehmer braucht. Der Abnehmer ist in diesem Falle die Wohnungsgesellschaft mit unterirdischen Google-Bewertungen. Die Einkäuferin, die über die Anschaffung des Produkts entscheidet, ist die Maklerin.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) 27. Juni 2019
Wie bei jedem Verkauf muss ich einen Mehrwert schaffen, der nur durch mich bedient wird. Also Recherche: Wer ist die Einkäuferin?
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) 27. Juni 2019
Google verrät mir, dass ich es um eine sehr modische ü50-jährige Freelancerin aus Moabit handelt. Grundinformationen gesichert.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) 27. Juni 2019
Der Kampf um die 55m² Wohnung für 850 warm im Norden Berlins kann losgehen. Ich bin 20 Minuten früher da und vor der Tür steht bereits ein anderes Pärchen. Na toll.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) 27. Juni 2019
Das Paar (Konkurrenzprodukt) spricht nur Englisch mit deutlich hörbarem russischen Akzent. Alles klar, ich liege noch vorne.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) 27. Juni 2019
Mir fällt sofort das Bad auf. Der Badewannenbierabstellbereich ist zwar auf der falschen Seite, aber es geht mir heute nicht um die Wohnung, nein, heute brauche ich einfach einen Sieg. pic.twitter.com/hEBVbOArvO
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) 27. Juni 2019
Zwei neue Produkte haben den Markt betreten. Eines fragt direkt zu Beginn, ob man statt der Kaution auch einen Bürgen stellen kann.
Disqualifiziert. pic.twitter.com/VPVupg3baW
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) 27. Juni 2019
Die Maklerin ist genervt von Fragen zu Formalitäten. Gute Erkenntnis, ich bleibe weiterhin ruhig und lasse die anderen die Fehler machen.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) 27. Juni 2019
Ich verliere den Überblick, andauernd laufen Leute rein und raus und drücken der Maklerin kommentarlos Mappen in die Hand. Leute, so verkauft man Jamba Sparabos, aber doch keine hochwertigen Produkte!
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) 27. Juni 2019
Ich habe mit ihr unter vier Augen gesprochen, ihre Work-Life-Balance als Freelancer neidisch anerkannt, während ich mir zeitgleich den Mut dazu abgesprochen habe, mein doch so geregeltes Einkommen dafür sausen zu lassen.
Treffer, versenkt.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) 27. Juni 2019
Also dieses „sich selbst Verkaufen und andere Menschen als billigere Produkte wahrnehmen“ war ja schon mal ne ordentliche Steigerung zu gestern.
Ich bin dann mal duschen und mich betrinken.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) 27. Juni 2019
5. Und was kam am Ende bei rum?
6. Also alles gut, oder?
Leider kann ich sie nicht annehmen, weil ich auch letzte Woche meinen geliebten Job verloren habe.
Haha, Leben, wa?
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) 4. Juli 2019
Danke an Tom Kraftwerk für den Thread! <3
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