Ursprünglich als Satire-Projekt ins Leben gerufen, sorgte „Die Partei“ um den ehemaligen Titanic-Chefredakteur Martin Sonneborn immer wieder für Gesprächsstoff. Sonneborn und seine Parteigenossen traten Politikern regelmäßig auf die Füße und offenbarten dabei deren Doppelmoral und so manche Missstände im politischen System – insbesondere seitdem Sonneborn 2014 zum ersten Mal ins EU-Parlament gewählt wurde. Erst vergangenen November postete Sonneborn ein Video, in dem sich ein CSU-Mann in einer Rede darüber beklagte, dass er den ÖPNV nutzen müsse. Sonneborns Erfahrungsbericht in Form eines Sachbuches über seine erste Legislaturperiode als EU-Abgeordneter ist ein Hintergrundbericht, der tief blicken lässt. Doch zuletzt sorgte Sonneborn vermehrt für Irritationen, was nun zu einer bemerkenswerten Entwicklung führte.
Nico Semsrott, der 2019 als Die-Partei-Mitglied zusammen mit dem wiedergewählten Martin Sonneborn ins EU-Parlament einzog, verkündete seinen Partei-Austritt, weil er das Verhalten Sonneborns nicht mehr hinnehmen könne.
In einem Statement, das er auf seiner Website veröffentlich hat, schildert er seine Beweggründe. Neben den Witzen der letzten Tage selbst sei es vor allem Sonneborns Umgang mit Kritik, die Semsrott störte. Sonneborn zeigte sich in persönlichen Gesprächen uneinsichtig, so Semsrott. „Weil Die PARTEI in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem das Projekt von Martin Sonneborn ist“, wolle Semsrott „dafür nicht weiter [s]ein Gesicht hergeben“.
Als Anspielung auf das Ende der Präsidentschaft Trumps und dass dessen Merchandising auch in China produziert wird, zeigte sich Sonneborn mit diesem T-Shirt, das das alte Klischee vom Chinesen, der kein R aussprechen kann, hervorkramte.
Auch ein Titelbild des Magazins „Titanic“ spielte mit ähnlichen Stereotypen, was Sonneborn als unproblematisch betrachtete.
Erst vor einigen Tagen berichtete Vice.com, Sonneborn entwickle sich zusehends „zum peinlichen Onkel auf der Familienfeier“.
Semsrott erhielt für seine konsequente Entscheidung viel Zuspruch.
Respekt vor so viel Reflexion der Verhältnisse.
— Natascha Strobl (@Natascha_Strobl) January 13, 2021
Maximum stabilum!
— Alexi Bexi (@alextv) January 13, 2021
Danke für das klare Statement und den nachvollziehbaren Schritt.
Ich fand Deine Arbeit als Abgeordneter bisher tatsächlich sehr gut, der Fraktionsbeitritt und die Aufklärung über die Diebstähle allein waren grandios.— Bissiges Mäuschen (@BMauschen) January 13, 2021
Ich bin sehr erfreut darüber, dass du hier differenziert denkst und dich von sowas distanzierst. Die PARTEI kann ich leider nicht mehr so feiern wie früher, dafür dich umso mehr. Bin froh, dass du nicht in dieselbe Richtung wie Sonneborn gegangen bist. Respekt.
— Die Saftpresse ⭐️ (@DSaftpresse) January 13, 2021
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Vielen Dank an alle für die Posts.
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