In unserer Leistungsgesellschaft kann es jeder vom Tellerwäscher zum Millionär schaffen, man muss sich nur anstrengen und hart genug arbeiten. Wer arbeitslos ist und von Hartz IV lebt, wird schnell als faul stigmatisiert. Solch ein Denken ist leider immer noch weit verbreitet. Viele erkennen nicht, wie privilegiert sie selber sind und dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Armut oder gutbürgerlicher Lebensstil, Bildungs- und Karrierechancen sind nur allzu oft ein Ergebnis der Umstände, denen wir ausgesetzt sind.
1. Twitter-Userin @DaniBrodesser, die sich selbst in einer Gemeinwohlstiftung engagiert, kritisiert in einem ausführlichen Thread, wie manche privilegierte Menschen in ihrer Blase feststecken.
https://twitter.com/DaniBrodesser/status/1345740614676197381
halt als Ersatzteilager verwendet, Schwamm drüber. Die Schlägereien bei den Zeltfesten gehören genauso dazu wie die Eltern bitten, das komplett überzogene Konto auszugleichen. Weil du einfach über deinen Verhältnissen lebst.
— Frau SonnenSchein🌻 (@DaniBrodesser) January 3, 2021
Irgendwann findest die Richtige, verlobst dich, bekommst von den Eltern und Großeltern das Grundstück und beginnst, gemeinsam mit den Verwandten und Freunden dein Haus zu bauen. Heirat, Kinder.
— Frau SonnenSchein🌻 (@DaniBrodesser) January 3, 2021
2. Ein Verständnis für die Misere anderer fehlt leider viel zu oft.
Dein Leben ist perfekt. Abgesehen davon dass dich all die Sozialhilfeempfänger masslos aufregen, die nix hackeln, die faul sind. Die ja gar nicht wollen. Weil sonst hätten die doch auch längst ein Haus stehen, oder? Weil wer will schafft alles. Und was all die Flüchtenden
— Frau SonnenSchein🌻 (@DaniBrodesser) January 3, 2021
geschenkt bekommen. So eine Frechheit. Haben bei uns noch nie was gearbeitet und leben wie im siebten Himmel, oder? Und überhaupt lässt du dich nicht gegen Corona impfen, weil wer weiß ob das nicht eine Verschwörung gegen uns braven Bürger ist!
— Frau SonnenSchein🌻 (@DaniBrodesser) January 3, 2021
3. So hängen bspw. die Bildungschancen vom eigenen Geschlecht und vom Einkommen der Eltern ab. So gab das Bildungsministerium schon 2006 zu: Es „entscheidet in keinem anderen Industriestaat die sozio-ökonomische Herkunft so sehr über den Schulerfolg und die Bildungschancen wie in Deutschland.“
In deiner Welt gibt es genug Jobs, genug Lehrstellen, hat jemensch eine Chance. In deiner Welt verstehst du nicht warum viele keine Chance auf eine gute Ausbildung haben. Du siehst nicht dass Diskriminierung und ein Mangel an Geld Bildung verunmöglichen.
— Frau SonnenSchein🌻 (@DaniBrodesser) January 3, 2021
Dass du in deinem Leben so dermaßen viel Glück hattest, kommt dir nicht in den Sinn. Dass Menschen, die in ärmeren Familien aufwachsen sich keinen einzigen deiner Fehler erlauben könnten, weil die Strafen bzw. neues Auto bzw. die Folgen davon zur Katastrophe führen, kommt dir
— Frau SonnenSchein🌻 (@DaniBrodesser) January 3, 2021
Auch nicht in den Sinn. Dass für Menschen, die keine Eltern haben die mal aushelfen können, ein überzogenes Konto auszugleichen unglaubliche Folgen mit sich bringt, verstehst du genauso wenig wie die Tatsache, dass du extrem privilegiert warst was deine Ausbildung betrifft.
— Frau SonnenSchein🌻 (@DaniBrodesser) January 3, 2021
4. Ein wenig Demut zu zeigen, wäre das wenigste.
Wenn du dir mal für einen Moment vorstellen könntest, wie es wäre, statt in deiner privilegierten Umgebung in einer von Armut betroffnen Familie aufgewachsen zu sein, würde das so sehr viel ändern. Im Hinblick auf Armutsbetroffene aber auch auf Flüchtende.
— Frau SonnenSchein🌻 (@DaniBrodesser) January 3, 2021
Du würdest nicht mehr mit dem Finger auf sie zeigen und beschämen. Du würdest zu schätzen wissen was du hast und dafür kämpfen dass weniger Privilegierte nicht beschämt werden. Du würdest gegen jene aufstehen die nach unten treten.
— Frau SonnenSchein🌻 (@DaniBrodesser) January 3, 2021
Du würdest verstehen was strukturelle Armut, Bildungsungleichheit, fehlende Teilhabe und mangelnde Chancen weil kein Netzwerk bedeutet. Du würdest erkennen was Fluchtursachen sind. Dafür reicht ein Blick über den Tellerrand. Und ein einziger Moment in dem du Armutsbetroffene
— Frau SonnenSchein🌻 (@DaniBrodesser) January 3, 2021
ernst nimmst. Ihnen auf Augenhöhe und mit dem Wissen um deine eigenen Privilegien begegnest.
Sorry to say – aber du bist für mich ein Beispiel dafür, wie Bildung (nicht) funktioniert. Du magst ein Haus gebaut haben, aber du hast 0 Ahnung wie das Leben in der Realität aussieht
— Frau SonnenSchein🌻 (@DaniBrodesser) January 3, 2021
5. Nicht jeder wollte das vor Augen geführt bekommen.
Weil mein Dm-fach grad übergeht mit Beschimpfungen ich wäre ja nur neidisch: nein. Ich vergönne allen ein Leben so wie sie es sich wünschen! Ich ertrage und dulde einfach nicht mehr Menschen die sich ihrer Privilegien nicht bewusst sind und auf uns heruntertreten.
— Frau SonnenSchein🌻 (@DaniBrodesser) January 3, 2021
6. Aber die Mehrheit stimmte den Ausführungen voll und ganz zu.
Was geht bloß in Leuten vor, die Dich für diesen großartigen/nachdenklichen Tweet beschimpfen. Damit sieht Du vielleicht wie richtig du liegst!
— Alex197✊ (@Alex_ohne_Zahl) January 3, 2021
Bitte nie deswegen ein schlechtes Gefühl haben🙏. Im Gegenteil, solche DMs spornen mich dann erst recht an!
— Frau SonnenSchein🌻 (@DaniBrodesser) January 3, 2021
Er hat nicht verstanden, warum ich auf die Rückzahlung meiner zu viel gezahlten Nebenkosten bestand. Er konnte sich nicht vorstellen, dass 130€ für mich das Essensgeld von 2 Monaten ist. Er hat nie gelernt, was es heisst, arm zu sein oder Verantwortung für sich zu übernehmen
— Vreni macht Home Office (@Vreni_vom_Meer) January 3, 2021
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Vielen Dank an @DaniBrodesser und allen anderen für die Posts.
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