Wir wollen nicht pietätlos sein, aber wenn ihr gerade auf Wohnungssuche in einer deutschen Großstadt seid, schlägt aufgrund von Covid19 möglicherweise genau jetzt eure Stunde: Potentielle Mitbewerber bleiben vielleicht lieber zu Hause (sofern vorhanden) und Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern sind ja ohnehin erstmal untersagt. Wozu Besichtigungen im Einzelfall ja durchaus zählen können. It’s funny cause it’s true.
Twitter-Urgestein TomKraftwerk befindet sich ebenfalls auf Wohnungssuche. Akut. Beziehungsweise schon seit ca. vier Jahren. In Berlin. Nuff said – denn das bietet Stoff für zahlreiche Tweets und Anekdoten, die Tom zur Freude aller Mitlesenden- und leidenden über die Jahre hinweg auch immer wieder raushaut. Wir haben die Meilensteine seiner Odyssee gesammelt:
1. Es fing alles ganz harmlos an. Außer dieser (zugegeben ziemlich spezifischen) Lage, waren die Parameter relativ einfach zu erfüllen:
2. Zudem stellte er schon früh unter Beweis, dass Nachbarn sich absolut keine Sorgen machen müssen, wenn sie ihn als neuen Hausgenossen bei sich begrüßen dürfen.
3. Tja, kein so leichtes Unterfangen. Daher hier ein völlig ernstgemeinter Aufruf an den Schwarm:
4. Der offensichtlich auch direkt zu einer Besichtigung führte! Die offensichtlich zu starker Ernüchterung führte!
War grad bei meiner ersten öffentlichen Wohnungsbesichtigung.
Hat mich ein bisschen an die Hörsäle im ersten Semester erinnert.Gehe jetzt Bier trinken.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) June 26, 2019
Tbh: Es war keine richtige Besichtigung. Wir standen mit 25 Leuten gedrängt im Hausflur, als die Maklerin gemerkt hat, dass die Wohnung bereits vermietet ist.
Es war also eigentlich nur eine Hausflurbesichtigung.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) June 26, 2019
Aber dennoch: Super unangenehm. Man will eigentlich mit den Leuten ins Gespräch kommen, weiß aber, dass man vllt derjenige ist, der dem verzweifelt aussehenden Pärchen mit bunter Bewerbungsmappe gleich die Wohnung wegschnappen könnte.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) June 26, 2019
5. Wenn man sich selbst eigentlich schon hart genug bemitleiden kann, einem dann aber auffällt, dass andere vermutlich noch viel beschissener dran sind…
Dann standen da auch zwei POC und eine Frau mit Hijab. Und man erwischt sich dabei "Auweia" zu denken und Mitleid und Demut zu bekommen, weil es ja nun bekannt ist, dass du automatisch schlechtere Karten hast, wenn du kein Vorzeige-Alman bist.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) June 26, 2019
Hab mich richtig mies gefühlt und dann NOCH mieser, weil ich mich deshalb mies gefühlt habe, weil das eigentlich kein Thema sein sollte.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) June 26, 2019
Und dann dieses eine Pärchen, das da bestimmt einziehen will um ne Familie zu gründen und du selbst willst nur rein, weil du raus musst und ja, der riesen Balkon ist schon geil und ja, du kannst dir das Ding halt auch leisten, obwohl auch ne Nummer kleiner reichen würde aber AAAH
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) June 26, 2019
Erkenntnis des Tages:
Öffentliche Wohnungsbesichtigungen (Hausflurbesichtigungen eingeschlossen) sind mit Abstand das abstoßendste soziale Konstrukt, in das ich je geraten bin.Und ich habe mal zwei Monate am Ballermann gelebt.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) June 26, 2019
5. Aber hey, was bringt einem der ganze Frust? Wohnen muss man ja trotzdem irgendwie. Also auf zur nächsten >Besi< - jedoch nicht unbewaffnet:
6. Das marktwirtschaftliche Einmaleins wird rausgekramt…
Ich verstehe mich als Produkt, das einen Abnehmer braucht. Der Abnehmer ist in diesem Falle die Wohnungsgesellschaft mit unterirdischen Google-Bewertungen. Die Einkäuferin, die über die Anschaffung des Produkts entscheidet, ist die Maklerin.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) June 27, 2019
Ich verstehe mich als Produkt, das einen Abnehmer braucht. Der Abnehmer ist in diesem Falle die Wohnungsgesellschaft mit unterirdischen Google-Bewertungen. Die Einkäuferin, die über die Anschaffung des Produkts entscheidet, ist die Maklerin.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) June 27, 2019
Wie bei jedem Verkauf muss ich einen Mehrwert schaffen, der nur durch mich bedient wird. Also Recherche: Wer ist die Einkäuferin?
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) June 27, 2019
Google verrät mir, dass ich es um eine sehr modische ü50-jährige Freelancerin aus Moabit handelt. Grundinformationen gesichert.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) June 27, 2019
7 … alle notwendingen Vorbereitungen erledigt. Gehaltsnachweise? Griffbereit. SCHUFA-Absolution? Im Anschlag! Auf ins Gefecht!
Der Kampf um die 55m² Wohnung für 850 warm im Norden Berlins kann losgehen. Ich bin 20 Minuten früher da und vor der Tür steht bereits ein anderes Pärchen. Na toll.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) June 27, 2019
8. Pfff. Bitte schickt ihm würdige Gegner.
Das Paar (Konkurrenzprodukt) spricht nur Englisch mit deutlich hörbarem russischen Akzent. Alles klar, ich liege noch vorne.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) June 27, 2019
Zwei neue Produkte haben den Markt betreten. Eines fragt direkt zu Beginn, ob man statt der Kaution auch einen Bürgen stellen kann.
Disqualifiziert. pic.twitter.com/VPVupg3baW
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) June 27, 2019
9. Smart! Den Markt stets im Blick behalten und kühl analysieren.
Die Maklerin ist genervt von Fragen zu Formalitäten. Gute Erkenntnis, ich bleibe weiterhin ruhig und lasse die anderen die Fehler machen.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) June 27, 2019
Ich verliere den Überblick, andauernd laufen Leute rein und raus und drücken der Maklerin kommentarlos Mappen in die Hand. Leute, so verkauft man Jamba Sparabos, aber doch keine hochwertigen Produkte!
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) June 27, 2019
10. Und dann dieser kleine Geniestreich zum Schluss:
Ich habe mit ihr unter vier Augen gesprochen, ihre Work-Life-Balance als Freelancer neidisch anerkannt, während ich mir zeitgleich den Mut dazu abgesprochen habe, mein doch so geregeltes Einkommen dafür sausen zu lassen.
Treffer, versenkt.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) June 27, 2019
Also dieses "sich selbst Verkaufen und andere Menschen als billigere Produkte wahrnehmen" war ja schon mal ne ordentliche Steigerung zu gestern.
Ich bin dann mal duschen und mich betrinken.
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) June 27, 2019
11. Jaaaa! Erfolg! Der Markt regelt! Beziehungsweise der Tom!
12. lol
Leider kann ich sie nicht annehmen, weil ich auch letzte Woche meinen geliebten Job verloren habe.
Haha, Leben, wa?
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) July 4, 2019
13. Aber wer wird denn da gleich aufgeben? Ein halbes Jahr später werden neue Mittel und Wege gefunden, um zum Erfolg zu kommen. Diese mal: Die Methode der ‚leicht angepassten Wahrheit‘.
Hätte nie gedacht, dass ich mich tatsächlich Mal als schwul ausgeben muss, um ne Wohnung zu bekommen, aber naja, Berlin.#SexualAppropriation
— Tom Kraftwerk (@TomKraftwerk) January 30, 2020
14. Aus der Community kommen wertvolle Tipps zum besseren Gelingen.
Einfach schon mal vor Ort den Pärchen-Streit über die Einrichtung beginnen und wessen Sachen hässlicher sind und nicht mit in die neue Wohnung dürfen.
— Nachthörnchen (@Teichbiene) January 30, 2020