Unter dem Hashtag #JewishPrivilege posten Antisemiten ihre Vorurteile, zum Beispiel welche Privilegien Juden angeblich genießen würden. Um dem entgegenzuwirken, haben Juden angefangen, selbst unter diesem Hashtag zu twittern.
Dabei stellen sie den Hashtag auf den Kopf und berichten stattdessen von Antisemitismus. Ihre „jüdischen Privilegien“ bestünden demnach in Diskriminierung, Beleidigungen und andere Formen von Hass.
https://twitter.com/EliyahHavemann/status/1282547395776188417
Nach vielen englischsprachigen Twitter-Usern berichten nun auch immer mehr Deutsche von ihren Erfahrungen mit Antisemitismus.
Mein #JewishPrivilege ist mit 7 Jahren das erste Mal verprügelt zu werden weil ich Jude bin. Mein #JewishPrivilege ist es mit 9 Jahren mich nicht mehr in die Schule zu trauen und mir von meinen Lehrer anhören zu lassen "Ihr habt es verdient weil ihr Jesus getötet habt".
— Luckyjew (@Luckyjew1) July 14, 2020
Mein #JewishPrivilege ist es den Rest meines Lebens mit einem tief sitzenden Trauma zu leben und mit der andauernden Angst um mein Leben und meine Sicherheit. Es ist mein Privileg das mich jeder hasst und ich daran schuld sein soll.
— Luckyjew (@Luckyjew1) July 14, 2020
In der 3. Klasse verprügelt zu werden, da ich (angeblich) Jesus gekreuzigt habe. #JewishPrivilege
— Peter Lyssy (@PeterLyssy) July 14, 2020
Ein ehemaliger Vorgesetzter bezeichnete jede Frage nach den Kosten als „Hebräertum“, „Rumgejude“, sprach von „Aussortieren wie direkt nach der Zugverfrachtung“ und titulierte mich als „Drecksjude“. #JewishPrivilege
— Ulrich „#nuke from orbit – only way to be sure“ (@BlueShift24) July 14, 2020
#JewishPrivilege ist, jederzeit Unheilsbringer zu sein.
Antike: Heilandsmörder
Mittelalter: Brunnenvergifter, Finanzjudentum
Neuzeit: NS Holocaust
Heute geht es mit den #Verschwörungstheorien weiter.
Für #Juden benutzt man Codes: #Israel, #Eliten, #Rothschilds, #Soros,…
— Anna Staroselski (@AStaroselski) July 14, 2020
Meine Schulkamerad*innen fuhren in den Ferien zu Oma & Opa. Meine Großeltern wurden von den Nazis ermordet. #JewishPrivilege
— Sigmount Königsberg (Privat) (@s_koenigsberg) July 14, 2020
#JewishPrivilege Als ich mit etwa 8-9 Jahren in einem Kinderkrankenhaus lag, haben die Kinder versucht mich mit einem Kissen zu ersticken, weil ich jüdisch bin.
— Jenny Havemann (@jjhavemann) July 14, 2020
😥😥😥
Mich hat die Lehrerin vor die Klasse geholt und an mir gezeigt wie Jüdinnen aussehen und wie die Nazis Köpfe vermessen haben.— Leah Carola Czollek (@LCzollek) July 14, 2020
Eine Direktorin sollte Vertr.-Stunde machen.. Machte Rassenlehre, keltische Haarfarben u. Schädel.. 2 sahen so aus, wie ich (jene waren Kelten u. ich angebl. germanischer Abstammung). Gleiche Haarfarbe u. fast alles rel. gleich..
— אננגרט מללר (@annegretme) July 15, 2020
Ein jüdisches Privileg kann aber auch darin bestehen, die Erinnerung zu pflegen.
Mein #JewishPrivilege ist, dass ich immer wieder und besonders gern, auf meinen Großvater den Hamburger Kulturschaffenden Oswald Behrens aufmerksam machen darf. Er wurde in Auschwitz ermordet. https://t.co/CM1eM58fHH
— (((Bea Warburg @🏖))) (@rechawarburg) July 14, 2020
Auch die englischsprachigen Tweets sind nicht weniger eindringlich.
Whenever I travel, right before I get off the plane, I have to decide whether I think it's safe to identify openly as a Jew. More often than not, I remove the kippah from my head and fold it into my jeans pocket, hoping no one around me noticed.
That's my #JewishPrivilege.
— Avi Mayer (@AviMayer) July 12, 2020
#JewishPrivilege is not even being able to have our dead rest in peace. pic.twitter.com/ZFlVq6sK8P
— Susan (@SammdSusan) July 13, 2020
#JewishPrivilege is when my grandparents were violently forced out of Iraq and Tunisia for being Jewish with only the clothes to their back. Along with 850,000 other MENA Jews they arrived to Israel with nothing, only spoke Arabic, and lived in a tent/tin shack for years.
— Hen Mazzig (@HenMazzig) July 12, 2020
My #JewishPrivilege:
In Iran I got beat up by Muslim kids for being a "dirty jew".
In England I got my nose broken by skinheads for being a "dirty jew".
In US, after I became a doctor, a neo-Nazi spat in my face while I sutured his bleeding wound in ER.
Still a proud Jew.
— Afshine Emrani MD FACC (@EmraniMd) July 13, 2020
My #JewishPrivilege is that they tried to murder me, but I'm still here. 🇮🇱🇮🇱💓
— Kay Wilson (@kishkushkay) July 13, 2020
Den Hashtag zu kapern, hatte Erfolg. In einem Chat auf 4chan waren die Antisemiten nicht sehr erfreut darüber.
Wir waren erfolgreich und haben paar Antisemiten angepisst! 💪#JewishPrivilege
Und auch entlarvend die Benutzung des Schimpfwortes KlKE. https://t.co/Bc2SNUbVkn— Eliyah Havemann #blacklivesmatter (@EliyahHavemann) July 14, 2020
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Vielen Dank an alle für die Posts.
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